Moskau/Tiflis - Georgien und seine abtrünnige Region Südossetien bereiten sich laut russischen Medienberichten auf einen Militärkonflikt vor. Beide Seiten hätten begonnen, Kinder aus der Region in Sicherheit zu bringen. Georgien bereite einen Angriff vor, sagte der Sprecher des südossetischen Präsidenten, Dmitri Medojew, nach Angaben der russischen Staatsagentur RIA Novosti. Außerdem baue das georgische Militär Befestigungs- und Aufklärungsanlagen. Während Südossetien nach internationaler Anerkennung seiner Unabhängigkeit strebt, erhebt Georgien weiter Anspruch auf die Region.

Rice kritisiert Russland

US-Außenministerin Condoleezza Rice warf Russland bei einem Besuch in Prag am Dienstag vor, durch die Unterstützung Südossetiens und der ebenfalls von Georgien abtrünnigen Region Abchasien die Spannungen in dem Gebiet verschärft zu haben. Moskau hatte seine über ein Mandat der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) in der Region stationierten Truppen unter dem Protest Georgiens aufgestockt. Rice forderte vor ihrem Besuch in Georgien an diesem Mittwoch alle Seiten auf, Provokationen zu unterlassen, wie Medien in Tiflis berichteten.

Vier Soldaten festgenommen

In Südossetien waren am Dienstag vorübergehend vier georgische Soldaten festgenommen worden. Nach georgischen Angaben hatten die Männer eine befreundete Familie in dem Konfliktgebiet besucht. Südossetien warf ihnen jedoch Spionageabsichten vor. Abchasien hat Südossetien im Fall eines georgischen Militärschlags Hilfe angeboten. In den beiden abtrünnigen Regionen waren in den vergangenen Tagen bei Bombenanschlägen und Feuergefechten mindestens sechs Menschen getötet und Dutzende verletzt worden.

Der Frieden in der Region hänge an einem "seidenen Faden", zitierte die Moskauer Zeitung "Kommersant" (Dienstag) einen namentlich nicht genannten Spitzenfunktionär des Außenministeriums in Tiflis. Das georgische Parlament hatte am Wochenende im Hinblick auf die zugespitzte Lage in der Region die Erhöhung des Verteidigungsbudgets um umgerechnet 100 Millionen Euro auf eine halbe Milliarde Euro verabschiedet, um neue Munition und Technik anzuschaffen.

Der russische Präsident Dmitri Medwedew hatte seinen Amtskollegen Michail Saakaschwili am Wochenende bei einem persönlichen Treffen in Kasachstan vor weiteren Provokationen gewarnt und weitere Verhandlungen angemahnt. Westliche Experten in Moskau gingen bisher davon aus, dass Russland angesichts der 2014 in dem Schwarzmeerkurort Sotschi geplanten Olympischen Spiele keine Interesse an einem Krieg in der Region habe.

Südossetien gehörte zu Sowjetzeiten als autonomes Gebiet zu Georgien. Nachdem Georgien 1991 seine Unabhängigkeit erklärte, entzog die Führung in Tiflis dem Gebiet den Autonomiestatus. In einem anschließenden Krieg verlor Georgien Ende 1992 die Kontrolle über Südossetien. Saakaschwili hatte erklärt, notfalls militärische Gewalt anzuwenden, um die territoriale Integrität der Kaukasusrepublik zu sichern. Der prowestliche Präsident will sein Land in die NATO und die EU führen. Kritiker im eigenen Land werfen ihm vor, keine Pläne für die Entwicklung der abtrünnigen Gebiete zu haben. (APA/dpa)