Harare - Der erste Vermittlungsversuch des südafrikanischen Präsidenten Thabo Mbeki zwischen den Konfliktparteien in Simbabwe nach der umstrittenen Vereidigung von Präsident Robert Mugabe ist ins Leere gelaufen. Oppositionsführer Morgan Tsvangirai sei nicht zu dem Treffen mit Mugabe erschienen, sagte Mbeki am Samstag in Harare. Die US-Regierung erwartet auf dem am Montag beginnenden G-8-Gipfel in Japan eine Verurteilung von Mugabe. Die britische Zeitung "Guardian" berichtete über einen heimlich gedrehten Film, der erstmals den Wahlbetrug in Simbabwe dokumentiert. Medienberichten zufolge überlegt der Ölkonzern Shell, sich aus Simbabwe zurückziehen.

Tsvangirai habe ihm nach seinem Eintreffen in Simbabwe mitgeteilt, dass er eine Verschiebung des Treffens fordere, sagte Mbeki. Demnach will Tsvangirai abwarten, bis die Afrikanischen Union (AU) Mbekis Vermittlerrolle unterstützt. Mit Mugabe habe er sich darauf geeinigt, dass Tsvangirai an den Gesprächen teilnehmen solle, sagte Mbeki. Später kamen zu dem Treffen Mbekis mit Mugabe noch Vertreter einer Splittergruppe von Tsvangirais Bewegung für einen Demokratischen Wandel (MDC) dazu.

Treffpunkt abgelehnt

Tsvangirai sei dem Treffen ferngeblieben, da es Unklarheiten über den Rahmen der Gespräche gegeben habe, teilte ein MDC-Sprecher mit. Zudem lehne die MDC den Präsidentenpalast als Treffpunkt ab. Mbeki vermittelt im Auftrag der Südafrikanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) in Simbabwe; die Opposition wirft Mbeki allerdings vor, seine Einflussmöglichkeiten auf Mugabe nicht zu nutzen, und fordert einen Vermittler der Afrikanischen Union.

Die US-Regierung erwartet auf dem am Montag beginnenden G-8-Gipfel in Japan eine "strenge Verurteilung" der Regierung Mugabes durch die führenden Industrienationen. Auf dem Gipfel werde die Rechtmäßigkeit der simbabwischen Regierung infrage gestellt, sagte der Asien-Direktor des nationalen Sicherheitsrats, Dennis Wilder.

Der 84-jährige Mugabe wurde vergangenen Sonntag nach einem vom Westen als "Farce" kritisierten Wahlgang, in dem er als alleiniger Kandidat antrat und gewann, für eine sechste Amtszeit an der Spitze Simbabwes vereidigt. Tsvangirai hatte den ersten Durchgang Ende März für sich entschieden, sich aber an der Stichwahl nicht beteiligt, weil seine Anhänger Opfer einer Einschüchterungskampagne wurden.

Der "Guardian" berichtete am Samstag über einen heimlich aufgenommenen Film, der erstmals den Wahlbetrug in Simbabwe in Bildern dokumentiert. Demnach zeigen die von einem Gefängniswärter in den sechs Tagen vor der Stichwahl gemachten Aufnahmen, wie ein Wahlaufseher im Zentralgefängnis von Harare jeden einzelnen Schritt bei der Stimmabgabe der Wärter kontrolliert. Der 36-Jährige filmte außerdem eine Pflichtversammlung, die führende Mitarbeiter der Strafvollzugsbehörden einberufen hatten. Dem Bericht zufolge hat der Mann Simbabwe inzwischen mit seiner Familie verlassen.

Der Ölmulti Shell will sich offenbar aus Simbabwe zurückziehen. Das Unternehmen überdenke derzeit seine Position in dem krisengeschüttelten Land, berichtete die britische Zeitung "The Observer" am Sonntag. Shell ist Teilhaber in einem kleinem Joint Venture und beliefert 74 Tankstellen in dem Land. Der britische Premierminister Gordon Brown hatte Unternehmen aufgefordert, angesichts der Unterdrückung der Opposition über einen Rückzug nachzudenken. (APA)