An große Wirtschaftscausen ist Bandion-Ortner, die in Graz studiert hat und nach ihrer Ausbildung eher zufällig in der Abteilung für Wirtschaftsfälle gelandet ist, gewöhnt. Sie hat 1999 das Strafverfahren gegen jene Männer rund um Hermann Gerharter geführt, die den Konsum Österreich in die Pleite geführt hatten. Dafür hatte sie 121 Aktenbände mit mehr als 60.000 Seiten studieren müssen.
Ausgefasst hatte Ex-Konsum-Chef Gerharter damals eine unbedingte Geld- und eine bedingte Freiheitsstrafe. Und am 101. Tag im Bawag-Prozess standen sich Gerharter und Bandion-Ortner erneut gegenüber: Gefällt wurde das Urteil im Fall "Plastiksackerl-Kredit" , den Elsner an den Ex-Konsum-Chef vergeben hatte. Wieder wurde Gerharter verurteilt: zwei Jahre Haft, davon 18 Monate bedingt.
In ihrem Konsum-Urteil zeichnete die laut Kollegen "bestens organisierte, kompetente und mutige Frau" Richterin auf 200 Seiten ein detailliertes wirtschaftspolitisches Sittenbild des zu Staub zerfallenen "Roten Riesen" . Die schriftliche Ausarbeitung der Bawag-Urteile wird wohl mindestens den doppelten Umfang haben, die Erstellung vier, fünf Monate dauern – sofern die Richterin nicht zwischenzeitlich für andere Causen herangezogen wird. Im Laufe des Bawag-Prozesses war die "Frau Rat" etwa auch für den Journaldienst am 15. Juni während der Fußball-Europameisterschaft eingeteilt.
Bauchweh vor dem großen Bawag-Auftritt hatte die Richterin nicht. "Mit Angst im Bauch könnte man den Job mit Wirtschaftscausen nicht machen" , gab Bandion-Ortner unlängst zu Protokoll. Ihre Rolle im Bawag-Prozess blieb allerdings nicht kritiklos. Wegen ihrer Auftritte bei Society-Events etwa wurden Misstöne laut, auch das Gericht hat dieses Auftreten nicht goutiert.