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Fotografieren im "Führerbunker" von Madame Tussauds in Berlin war nur im Vorfeld der Presse gestattet.

Foto: Getty Images Europe/Steffen Kugler
Berlin - Mit finsterem Blick sitzt er in seinem grauen Kriegsbunker hinterm Schreibtisch. An der Wand prangt eine Europakarte, die das Näherrücken der Roten Armee aus dem Osten und der alliierten Streitkräfte aus dem Westen dokumentiert. Adolf Hitler ist wieder in Berlin zu sehen. Und zwar als Wachsfigur im weltweit bereits achten Puppenkabinett von Madame Tussauds, das heute, Samstag, unweit des Brandenburger Tors offiziell seine Pforten öffnet.

Der wächserne Ewiggestrige darf im Gegensatz zu den Nachbildungen von Angela Merkel oder Herbert Grönemeyer weder berührt noch fotografiert werden. Doch schon im Vorfeld hatte das Herzeigen des Nazi-Diktators zu Unterhaltungszwecken für Kritik und Empörung gesorgt.

"Überflüssig und geschmacklos", urteilte etwa der Leiter der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Johannes Tuchel. "Was Hitler für die deutsche Geschichte bedeutet, kann man hier nicht zeigen", zeigte sich Tuchel besorgt. Auch die Publizistin Lea Rosh, Vorsitzende des Förderkreises Denkmal für die ermordeten Juden Europas, warnte davor, die Auseinandersetzung mit deutscher Geschichte zur bloßen Unterhaltung werden zu lassen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland verlangte ergänzende Kommentierungen zu den Verbrechen Hitlers.

Aus dem Management von Madame Tussauds heißt es, dass die Hitlerfigur in "angemessener Weise" ausgestellt werde. Im Londoner Kabinett hat der Massenmörder schon seit den 1930er-Jahren einen Stammplatz. Die Puppe wurde häufig beschädigt.

Auch die Berliner Wachsfigur blieb nicht lange heil: am Samstag riss ihr ein Besucher den Kopf ab. Der 41-Jährige wurde festgenommen. (red/simo/DER STANDARD, Printausgabe, 5.7.2008)