Brüssel/Wien - Die von der EU-Kommission ursprünglich geplante Zerschlagung der Öl- und Gaskonzerne würde nach Ansicht von OMV-Chef Wolfgang Ruttenstorfer Großprojekte wie die geplante Gaspipeline Nabucco künftig verhindern. Große Leitungsprojekte würden nur verwirklicht, "wenn auch die Interessen eines Versorgers dahinter stehen", sagte Ruttenstorfer bei einer Veranstaltung in Brüssel.

Die Nabucco-Pipeline, über die ab 2013 Gas aus der Kaspischen Region nach Mitteleuropa strömen soll, wäre von einer solchen Entflechtung laut OMV nur marginal betroffen, da es in bestimmten Fällen Ausnahmen gebe.

Ursprünglich hätte mit dem Bau der Pipeline bereits Anfang des Jahres begonnen werden sollen. Noch ist aber nicht sicher, ob überhaupt genügend Gas kontrahiert werden kann. Für einen wirtschaftlichen Betrieb der Pipeline, deren Errichtungskosten wegen der stark gestiegenen Stahlpreise von 4,4 auf 7,9 Milliarden Euro in die Höhe geschnellt sind, wird ein Durchfluss von etwa 15 Mrd. Kubikmeter Erdgas pro Jahr benötigt. Im Endausbau sollen auf diesem Weg jährlich bis zu 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Europa gelangen. Um das Gas im Kaspischen Raum ist ein Wettlauf zwischen Russland, China und der EU im Gang (siehe Bericht oben).

Ruttenstorfer betonte, die Liberalisierung der Energiemärkte sei für die OMV eine "Riesenchance" gewesen und ein Türöffner für die Expansion. Um den Wettbewerb in den Gasmärkten stärker anzukurbeln, reiche die jetzt geplante stärkere Trennung zwischen Versorgung und Netzbetrieb. (stro, APA, DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.7.2008)