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Naser Oric wurde am Freitag nach seiner Rückkehr aus Den Haag am Flughafen Sarajevo begrüßt.

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Sarajevo/Banja Luka/Belgrad - Die Serbische Republik (Republika Srpska) in Bosnien will die UNO und die Niederlande verklagen. Die Regierung dort wirft dem niederländischen Blauhelm-Bataillon, das in der ehemaligen Bosniaken-Enklave Srebrenica stationiert war, vor, die umliegenden serbischen Dörfer nicht vor Angriffen der Bosniaken (bosnischen Muslime) geschützt zu haben. Die Klage kündigte am Freitag der Regierungschefs des kleineren bosnischen Landesteils, Milorad Dodik, an.

Die Ankündigung erfolgte nach dem Freispruch für den ehemaligen Kriegskommandanten von Srebrenica, Naser Oric, vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien (ICTY). Das Haager Gericht stellte in seinem Urteil im Berufungsverfahren am Donnerstag fest, dass in Srebrenica und Umgebung Kriegsverbrechen an lokalen Serben verübt worden waren, die Verantwortung Oric' dafür sei allerdings nicht erwiesen. Das Urteil löste sowohl in der Republika Srpska als auch in Serbien heftige Kritik aus.

"Wir verlangen ein Gerichtsverfahren, weil die UNPROFOR-Mission drei Jahre lang zugelassen hat, dass Kommandanten Naser Oric und seinen Einheiten die geschützte Zone (Srebrenica) immer wieder verließen und Massaker an der serbischen Bevölkerung verübten", erklärte Dodik. Seiner Ansicht nach hat die Entscheidung des UNO-Tribunals keineswegs zur Versöhnung in Bosnien beigetragen. Das Vertrauen in Bosnien sei erschüttert, stellte der Ministerpräsident gegenüber Medien.

Als eines der größten Verbrechen an serbischen Zivilisten in Bosnien gilt das Massaker von Kravice: Am 7. Jänner 1993, dem serbisch-orthodoxen Weihnachtstag, überfielen die Truppen von Oric in den frühen Morgenstunden das serbische Dorf in der Gemeinde Bratunac. 48 Dorfeinwohner, darunter Greise und Kinder, wurden getötet. Zweieinhalb Jahre später wurden zahlreiche Srebrenica-Einwohner nach Kravice verschleppt und dort erschossen. (APA)