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Ernst Gassner, Chef der Bank Burgenland, bekam 2001 wegen Untreue zehn Jahre, der OGH verminderte auf neun. Schaden: 130 Mio. Euro. Nach nachträglicher Strafmilderung kam der Banker 2004 frei.

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Die Causa Bawag reiht sich in die Kette der kostspieligen Wirtschaftsskandale ein, deren Großteil im staatsnahen Umfeld spielten – und allesamt einer gewissen österreichischen Note nicht entbehrt haben.

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Die Bawag wurde am 1. Mai 2006 vom Steuerzahler gerettet: Die Republik sprang mit einer Haftung in die Bresche. In die Pleite geschickt werden "systemrelevante" Banken aus volkswirtschaftlichen Gründen nicht; kleine (wie die Diskont Bank 1998 oder die Trigon Bank 2001) aber sehr wohl. Ans Eingemachte ging es 1995 mit dem Konkurs der Grazer Bank für Handel und Industrie, BHI: Sie kollabierte unter Schulden von 233 Mio. Euro. Die im Wechselstubengeschäft tätige Riegerbank des Wolfgang Rieger (Hannes Androsch saß im Aufsichtsrat) krachte 1998. Rieger floh nach Frankreich, wurde zurückgeholt und zu 8,5 Jahren verurteilt.

Der Chef der Bank Burgenland, Ernst Gassner, fasste (für einen Untreue-Schaden von 130 Mio. Euro) 2001 die Höchststrafe von zehn Jahren aus. Die Bank war einem Finanzjongleur auf den Leim gegangen. Dank späterer Strafmilderung wurde Gassners Strafe auf vier Jahre reduziert – die Bank ist verkauft.

Als größter Wirtschaftsskandal der Zweiten Republik galt bisher der Salzburger WEB-Skandal. Man verkaufte Hausanteilsscheine, die am Kapitalmarkt kaum Gewinne erzielten; was die Anleger freilich nicht wussten. Das Imperium stürzte 1989 ein, die Prozesse (bis zu neun Jahre Haft für die Verantwortlichen) dauerten bis 2005.

Gefährdete Verstaatlichte

Die größten Wirtschaftskrimis spielen im staatsnahenBereich; oft geht es um Bestechung und Schmiergelder – etwa beim AKH-Skandal, der 1981 mit der Verurteilung eines der AKH-Direktoren zu acht Jahren Haft endete. 1985 wankte die Verstaatlichte: die Intertrading, das Handelshaus der staatlichen Voest hatte sich verspekuliert, es fehlten 3,5 Mrd. Schilling. Das Debakel kostete den Voest-Vorstand unter Heribert Apfalter (er starb wenig später) die Jobs, dem für die Öl-Spekulationsgeschäfte verantwortlichen Intertrading-Manager trug es eine (längst getilgte) Haftstrafe ein.

Die größte Pleite Österreichs war die des Konsum, dem damals ein Drittel der Bawag gehörte. Der "Handelsriese" ging 1995, unter Hermann Gerharter, mit 26 Mrd. Schilling in Ausgleich; 1986 hatte er das letzte Mal schwarze Zahlen geschrieben. Das Filialnetz wurde aufgeteilt, Gerharter und zwei Kollegen wegen Krida verurteilt.

Schwerwiegend waren, 1981, die Folgen der Klimatechnik-Pleite gewesen. Erwin Tautners Unternehmen riss Kreditgeber Länderbank sowie Elin in die Krise. Die Elin-Chefs wurden zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt (die wurden "kassiert" , weil die Urteilsausfertigung zu lange dauerte), Bankchef Wolfgang Erndl in Pension geschickt. Tautner wurde des Betrugs angeklagt, flüchtete nach Spanien, wurde ausgeliefert, von einer verliebten Richterin auf freien Fuß gesetzt, flüchtete, starb 1992 an der Costa Brava.

Die Bankbranche hat das massiv verändert: Die Länderbank erholte sich nie mehr und wurde 1991 mit der "Z" zur Bank Austria fusioniert. (gra, DER STANDARD, Printausgabe, 5./6.7.2008)