Wien – Doris Bures ist sich "ganz sicher": dass die Rebellen keinen weiteren Aufstand proben werden und dass Alfred Gusenbauer nach der Sitzung des SPÖ-Präsidiums am Montag noch Kanzler sein wird: "Was vereinbart ist, gilt."

Drei Wochen sind vergangen, seit Gusenbauer die Parteiführung an Werner Faymann abgetreten hat. Drei Wochen, in denen die neue Doppelspitze von allen Seiten kritisiert wurde. Dennoch spricht Bundesgeschäftsführerin Bures von "Miteinander" , "Gemeinsamkeit" und "Chancen" – man könnte glauben, sie meint eine andere Partei, eine andere Regierung. "Ich bin eben Optimistin" , sagt sie und mahnt zur Nachahmung: "Sozialdemokraten, die das Wort ,Freundschaft‘, im Mund führen, müssen danach leben. Wenn wir weiter ohne Vertrauen miteinander umgehen, werden uns die Leute auch kein Vertrauen schenken. Dann betreiben wir Wählervertreibung."

Statt mit sich selbst müsse sich die SPÖ wieder mit den Themen beschäftigen, "die den Menschen wichtig sind, etwa die Europafrage". Dass die Ankündigung in der Kronen Zeitung, über künftige EU-Verträge Referenden abzuhalten, einer Unterwerfungsgeste gegenüber dem Boulevard gleiche, akzeptiert Bures nicht. "Faymann und Gusenbauer haben dazu auch anderen Medien Interviews gegeben, in der Krone war es halt ein Brief", argumentiert sie: "Ich habe an den Standard auch schon viele Leserbriefe geschrieben. Nur wurden die nicht so berühmt."

"Glasklar" nennt Bures den roten Standpunkt, der bei der Präsidiumssitzung bekräftigt werden soll. Die SPÖ bekenne sich zur EU, sie müsse nur sozialer und bürgernäher werden – deshalb auch die Forderung nach der Volksabstimmung. "Dass die ÖVP deshalb eine Regierungskrise herbeiredet, versteht kein Mensch" , glaubt die Parteimanagerin. Auf Sticheleien mit ihrem schwarzen Pendant Hannes Missethon ("der SPÖ ist jede Vernunft abhanden gekommen" ) will sich Bures gar nicht einlassen – im Gegensatz zu ihrem Vorgänger Josef Kalina: "Das war ein Hahnenkampf zwischen zwei Männern. Da mach ich nicht mit."

Einem anderen "starken Mann" ist Bures aber sehr wohl gefolgt. Obwohl sie als Frauenministerin gute Figur gemacht hatte, tauschte sie ihr prestigeträchtiges Amt auf Geheiß Faymanns mit dem undankbaren Parteijob als Geschäftsführerin. Eine Frau muss zurückstecken, damit ein Mann etwas werden kann – hätte die Feministin Bures da nicht aus Prinzip "Nein" sagen müssen? "Von ,müssen‘ kann keine Rede sein" , sagt sie. Der Schritt sei ihr zwar schwergefallen, letztlich habe sie sich der Verantwortung aber freiwillig gestellt: "Ich bin kein Opfertyp." (Gerald John/DER STANDARD, Printausgabe, 5.7.2008)