Berlin - Die deutsche Industrie hat im Mai wegen der
schleppenden Binnennachfrage zum sechsten Mal in Folge weniger
Aufträge erhalten. Sie sanken preis- und saisonbereinigt um 0,9
Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Wirtschaftsministerium am
Freitag in Berlin mitteilte. Seit Dezember nehmen die Bestellungen
beständig ab. Das ist die längste Durststrecke seit Anfang der 90er
Jahre. "Für die Industrieproduktion zeichnet sich damit eine
schwächere Entwicklung ab", hieß es. Von Reuters befragte Volkswirte
hatten mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet.
Grund für den unerwarteten Rückgang war das stockende
Deutschland-Geschäft. Hier schrumpfte die Nachfrage um 2,7 Prozent,
während sie aus dem Ausland um 0,8 Prozent anzog. Eine der Ursachen
für den schwachen Heimatmarkt liege in den seit Jahresbeginn
geltenden neuen Abschreibungsregeln, hieß es. Aus steuerlichen
Gründen zogen offenbar viele Unternehmen größere Investitionen auf
2007 vor.
Innerhalb der Industriesparten verzeichneten die Hersteller von
Maschinen, Fahrzeugen und anderen Investitionsgütern mit 4,9 Prozent
das größte Minus. Die Hersteller von Konsumgütern zogen 0,6 Prozent
weniger Aufträge an Land. Gegen den Abwärtstrend stemmten sich die
Produzenten von Vorleistungsgütern. Sie meldeten einen Zuwachs von
4,6 Prozent.
Der Auftragseingang ist neben der Produktion der wichtigste
realwirtschaftliche Konjunkturindikator. Wegen Großaufträgen, die
auch diesmal leicht überdurchschnittlich ausfielen, kann er
allerdings von Monat zu Monat stark schwanken. Im stabileren
Zwei-Monats-Vergleich April/Mai zu Februar/März sanken die Aufträge
um 2,5 Prozent. Das Volumen lag aber immer noch um 6,3 Prozent über
dem Niveau des Vorjahreszeitraums. (APA/Reuters)