Laut E-Control-Chef Walter Boltz gab es im Bereich der privaten Mobilität in den letzten Jahren die größte Steigerung von CO2-Emissionen.

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Wien/Brüssel – Verpflichtende Vorgaben einheitlicher Standards für Neubauten, strenge Energie-Einsparziele für die Wohnbauförderung, kostenlose Generalnetzkarten für den öffentlichen Verkehr: Das sind nur drei von 28 Maßnahmen, die von der E-Control als Hebel zur Steigerung der Energieeffizienz vorgeschlagen werden. Wirtschaftsminister Martin Bartenstein, der die E-Control mit der Erstellung eines "Grünbuchs Energieeffizienz" beauftragt hat, sagte, Gratistickets seien "ein Denkansatz der E-Control" , den er nicht mit Ja oder Nein abschließen wolle. Die Diskussion sei eröffnet.

Überschaubare Kosten

Boltz glaubt, dass sich die Kosten so einer Aktion in Grenzen halten würden. Er verwies darauf, dass der Kostendeckungsgrad bei den Öffis bei rund 30 Prozent liegt und dass für 70 Prozent schon jetzt die öffentliche Hand aufkommt. Die kostenlose Generalnetzkarte sei eine erste Überlegung, um eine Verschiebung vom privaten zum öffentlichen Verkehr zu bekommen. Darüber müsse es verkehrslenkende Maßnahmen geben wie City Maut und höhere Steuern. Mit einem Maßnahmenbündel sei es möglich, den Energieverbrauchszuwachs in Österreich ab 2020 zu stabilisieren, sagte Boltz. Der Energieverbrauch ist in Österreich von 1990 bis 2006 von 1052 auf 1442 Petajoule (PJ) gestiegen. 27 Prozent des Zuwachses konnten durch erneuerbare Energieträger kompensiert werden. Der größte Teil des energetischen Endverbrauches von 1093 PJ entfiel auf Haushalte, den Straßengüter- und Flugverkehr, die Großindustrie und das Sonstige Gewerbe. Über den Sommer sollen die Vorschläge konkretisiert werden, dann die politische Diskussion einsetzen. Bartenstein betonte, dass Österreich am strikten Anti-Atomkurs festhalte, auch wenn anderswo eine Renaissance feststellbar sei.

Aufreger Atomkraft

Laut jüngster Eurobarometer-Umfrage ist die Zustimmung zu Atomkraft in Zypern und Österreich mit 7,0 bzw. 14 Prozent am niedrigsten, während die Nuklearenergie in Tschechien, Litauen, Ungarn und Bulgarien von fast zwei Drittel der Bevölkerung befürwortet wird. Schweden, Finnland und Slowakei liegen mit Raten von 60 Prozent und mehr im Spitzenfeld der atomfreundlichen Länder. Frankreich und Deutschland liegen mit 52 bzw. 46 Prozent Unterstützung über dem EU-Schnitt von 44 Prozent. (stro, mimo, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 4.7.2008)