Während der vergangenen 15 Jahre sind mindestens 40 kroatische Journalisten und Medienunternehmer angegriffen worden. Das geht aus dem "Weißbuch" des Kroatischen Journalistenbundes hervor, in dem Berichte über Angriffe auf Medienvertreter seit Mitte der 90er Jahre gesammelt wurden. Investigativ-Journalisten bereiteten dieses Buch auf, weil die kroatische Polizei keine Spur zu den beiden unbekannten Tätern fand, die vor einem Monat den bekannten Journalisten Dusan Miljus (46) mit Eisenstangen attackierten.

Hrvoje Zovko, Vize-Präsident der Gemeinschaft der Investigativ-Journalisten, erklärte bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, dass kein einziger der 40 Angriffe auf Medienvertreter geklärt wurde - obwohl die Polizei über alle Fälle regelmäßig informiert worden sei. Seinen Worten nach wurde die Mehrheit der Drohungen bei Lokalmedien registriert, wo Journalisten ungeschützt seien, weil Polizei und Justiz lokale Machthaber kontrollieren würden. Der Präsident des Journalistenbundes, Zdenko Duka, appellierte an alle Journalisten, die angegriffen wurden, den Journalistenbund zu kontaktieren. Ihre Fälle sollen danach auch im Buch präsentiert werden. Laut Duka berichten Journalisten jeden Tag über Angriffe.

Drohungen

Im "Weißbuch" berichten viele bekannte Journalisten über Drohungen wie "Ihr werdet alle still sein", "Diese Nacht werden wir dich essen" oder "Ihr seid alle Tschetniks". Journalisten, aber auch deren Familien, wurden von unbekannten Tätern mit Waffen bedroht, es gab Einbrüche und in den meisten Fällen wurden sie geschlagen. Zudem gab es zahlreiche Drohbriefe und eine Journalistin erhielt ein Paket mit einer kopflosen Katze und ein Paket mit toten Mäusen. Laut "Weißbuch" drohte der umstrittene Parlamentsabgeordnete Branimir Glavas, der sich wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen vor Gericht verantworten muss, am öftesten Journalisten. (APA)