Kurz vor dem Spiel habe ich im Finanzministerium ein Gespräch vor Publikum zwischen Walesa und seinem Gastgeber, Vizekanzler Molterer, moderiert. Als ein junger polnischer Zuhörer ihm über seinen Streit mit den Kaczynski-Zwillingen eine vorsichtig formulierte Frage stellte, antwortete der sonst sehr gesprächige Expräsident kurz und bündig, er lehne es ab, schmutzige Wäsche im Ausland zu waschen.
Nur einige Tage danach platzte die seit längerer Zeit angekündigte Zeitbombe: Zwei junge Historiker enthüllten in einem 780 Seiten langen Buch, dass Walesa als verhafteter junger Bürgerrechtler Anfang der Siebzigerjahre unter dem Decknamen "Bolek" Spitzelberichte über Kollegen geliefert hat und dann als Präsident 1992 aus seinem von ihm angeforderten Akt einige Dokumente verschwinden ließ. Nicht nur Walesa selbst hat die Anschuldigungen pauschal zurückgewiesen. Auch die meisten angesehenen liberalen und linken Persönlichkeiten verteidigen den Arbeiterführer, der 1980 an der Spitze der "Solidarität" Geschichte gemacht hat und 1983 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde.
Wenn man weiß, wie das kommunistische Regime Walesa mit allen Mitteln diskreditieren wollte und wie willkürlich der Geheimdienst auch Dokumente anfertigte, um sie auch nach der Wende gegen missliebige Persönlichkeiten zu instrumentalisieren, wird die von den Kaczinsky-Zwillingen zur antidemokratischen Verschwörung eines erpressten Walesa mit den Machthabern aufgebauschte Geschichte mit Skepsis betrachten. Walesa versagte zwar als Präsident(1990-1995), aber heute wird er selbst von seinen damaligen Gegnern, wie der erste nichtkommunistische Ministerpräsident Mazowiecki und Außenminister Bartoszewski zu Recht verteidigt.