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Nicolas Sarkozy (re.) hat EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso angeboten, die Kommissare zu coachen, damit ihre Auftritte für weniger Ärger sorgen.

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EU-Handelskommissar Peter Mandelson ist derzeit der "Lieblingsfeind" von Nicolas Sarkozy. Dieser machte ihn auch für das Nein der Iren mitverantwortlich.

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Statt gegenseitiger Komplimente und demonstrativer Einigkeit, wie dies zwischen EU-Kommission und Ratsvorsitz zu Beginn einer neuen Präsidentschaft üblich ist, gibt es Schuldzuweisungen und eine überaus frostige Stimmung: Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy legt sich mit der EU-Kommission an. Einen Tag vor dem Antrittsbesuch der Kommission in Paris kündigte Sarkozy bereit an, die Kommission "coachen" zu wollen, was in Brüssel mit einem säuerlichen Lächeln quittiert wurde.

Ernster und persönlicher wird allerdings der Konflikt zwischen dem französischen Präsidenten und EU-Handelskommissar Peter Mandelson. Sarkozy wirft dem Briten vor, in den WTO-Welthandelsgesprächen die EU "zu verkaufen".

Mandelson sei in den Verhandlungen bereit, trotz des Hungers in der Welt die europäische Agrarproduktion um gut ein Fünftel zu senken. Dadurch würden 100.000 Jobs verloren gehen. Zuvor war Sarkozy bereits so weit gegangen, Mandelson eine Mitschuld am Nein der Iren zum EU-Reformvertrag von Lissabon zuzuweisen. Am Mittwoch erklärte die Kommission in Brüssel, der französische Präsident verwende in seiner Kritik an Mandelson völlig falsche Zahlen.

"Diese Zahl von 20 Prozent, über die in der Öffentlichkeit geredet wurde, ist total falsch", sagte ein Kommissionssprecher. Die Zahl gründe sich auf einen Vorschlag der Gruppe der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20). "Wir haben dem nicht zugestimmt, und wir werden niemals allen Forderungen der G-20 zustimmen."

Zuvor hatte Mandelson bereits beim Antrittsbesuch der Kommission in Paris nicht an einem festlichen Abendessen teilgenommen.

Stattdessen erklärte er in einem BBC-Interview, die Vorwürfe Sarkozys seien völlig aus der Luft gegriffen und würden die Verhandlungsposition der EU in den WTO-Verhandlungen schwächen. "Das ist sehr bedauerlich, denn das Mandat ist so von allen Mitgliedsländern bestätigt worden."

Heftige Kritik musste auch der Fischerei-Kommissar Joe Borg einstecken. Als Reaktion auf die Proteste europäischer Fischer gegen die galoppierenden Dieselpreise hat die EU-Kommission eine Verkleinerung der Fischereiflotten angeregt. Hauptgrund für die Probleme der Branche sei ein "Missverhältnis zwischen der Größe der Flotten und der Möglichkeiten nachhaltiger Fischerei", sagte Borg. Subventionen für die Fischer, wie sie Sarkozy in Aussicht gestellt hat, seien der falsche Weg. Sarkozy meinte daraufhin, Borg liege insgesamt völlig falsch und habe von seinem Ressort offenbar nur wenig Ahnung. (Michael Moravec aus Brüssel/DER STANDARD, Printausgabe, 3.7.2008)