Europa wird nicht mehr ohne die Bürger stattfinden, sagt Gusenbauer. Gut, nur, dass das schon klar ist: Europa hat bisher weitgehend ohne den Bürger stattgefunden, und das war irgendwie gut so, denn sonst hätten wir kein Europa.

Das vereinte Europa ist von visionären Staatsmännern entworfen und immer weiter und weiter entwickelt worden. Aber es wurde dabei den Bürgern "untergejubelt", wie der Spiegel kürzlich brutal offen schrieb: All die Erfolge, den Binnenmarkt, den Euro, die Erweiterung - das hätte es alles kaum gegeben, hätte man jedes Mal ein Referendum veranstaltet.

Irgendwer ist immer dagegen, und meist aus Gründen, die nicht zur Sache gehören. Der Spiegel geht noch weiter: "Demokratie heißt nicht, grenzenloses Vertrauen in den Bürger zu haben. Das Große ist manchmal bei den Politikern in besseren Händen, und es braucht Zeit." Upps, das ist aber gar nicht "bürgernah". Aber auch nicht ganz falsch.

Das Problem ist, dass ein paar Leute jetzt doch störrisch geworden sind, dass andere Europa nicht verstehen, und das Elitenprojekt EU, das Europa zu einem "lebenswerten Kontinent gemacht hat" (Spiegel), so sicher nicht weitergeht. (rau/DER STANDARD, Printausgabe, 3.7.2008)