Graz - Die Südpol-Verträge, die dem steirischen Landesenergieversorger Energie Steiermark AG (vormals EStAG) die eigene Stromproduktion kosteten, sind weitgehend gelockert worden: Wie bei einer Präsentation von zwei Murkraftwerk-Staustufen nördlich von Graz am Mittwoch Vertreter beider Unternehmen erklärten, wurde die Zusammenarbeit vertraglich auf neue Beine gestellt. Bei der Wasserkraft macht man Halbe - Halbe, auch bei der thermischen Produktion gibt es Arrangements.

Im Zuge der 2001 abgeschlossenen "Südpol-Verträge" wurde der gesamte Kraftwerkspark der EStAG-Tochter Steweag im Abtausch gegen den Netz- und Vertriebsteil der Steg und Beteiligungen an den Verbund-Töchtern AHP (Austrian Hydro Power) und ATP (Austrian Thermal Power) in den Verbund eingebracht. Die Landesenergiegesellschaft stieg damit aus der eigenen Stromproduktion aus und sollte auch künftig keine Kraftwerke mehr bauen - eine Entscheidung, die später auch immer wieder politischer Zankapfel war.

Neben dem offenkundigen Interesse, das der Verbund an einer starken Beteiligung an der Energie Steiermark immer wieder bekundet hat, wurde in jüngerer Vergangenheit auf operativer Ebene an der Entspannung des Verhältnisses gearbeitet: Als Schuhlöffel dienten dazu zwei private Kraftwerksprojekte südlich von Graz, bei dem auch die EVN an Bord war. Gemeinsam mit der Energie Steiermark gelang es dem Verbund, die beiden Staustufen für sich zu sichern.

AHP als Betreiber

Was damals ein Sondervertrag war, wurde nun im Vorfeld der beiden neuen, nördlichen Mur-Staustufen zu einem Generalvertrag bzw. einen Vertragspaket, das die Zusammenarbeit der beiden Unternehmen bei künftigen Kraftwerksbauten in der Steiermark regelt. Demnach treten die Energie Steiermark und die AHP gemeinsam als Planer und Errichter auf, die AHP wird Betreiber sein. Die Kosten auch im Fall der beiden neuen Projekte mit insgesamt 20 MW-Leistung rund 100 Mio. Euro teilen sich die beiden Partner zu gleichen Teilen. Auch weitere Ausbauvorhaben sollen von beiden getragen werden, vorausgesetzt es herrscht beidseitiges Interesse vor.

Das Commitment, das laut Energie Steiermark-Vorstand Franz Kailbauer einer "Modifizierung der Südpol-Verträge" gleichkomme, geht aber über die Wasserkraft-Ausbauprojekte hinaus: Beim geplanten neuen Gaskraftwerk Mellach wird die Verbund-ATP den in einem der zwei Blöcke produzierten Strom in das SSG-Netz einspeisen, das Fernheizkraftwerk Graz-Puchstraße, das bisher vom Verbund nur gemietet war, geht an die Steirer und soll demnächst saniert bzw. ausgebaut werden.

Eigentumsrechtlich sind die beiden Unternehmen schon stark ineinander verschränkt: Die Energie Steiermark AG, an der neben dem Mehrheitseigentümer Land die SIA (Societe d'Investissement en Autriche; Electricite de France 20 Prozent, Gaz de France 5 Prozent) 25 Prozent plus eine Aktie hält, ist mit 5,3 Prozent an der AHP und mit 34 Prozent an der ATP beteiligt. Umgekehrt hält der Verbund rund 34,5 Prozent an der Energie Steiermark-Stromtochter Steweag-Steg (SSG). (APA)