Die Reformvorschläge des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy für das öffentlich-rechtliche Fernsehen stoßen nicht nur bei den Journalisten auf Kritik, sondern schlagen auch in den Chefetagen hohe Wellen. Der Geschäftsführer von "France Television", Patrick de Carolis, droht nun mit seinem Rücktritt, falls die Finanzierung der Sender in Zukunft nicht gesichert werden solle. Sarkozy hatte die Abschaffung der Werbung im öffentlichen Fernsehen angekündigt. "Man kann niemanden zum Unmöglichen verpflichten. Wenn ich daher an einem gewissen Punkt feststelle, dass ich keine Möglichkeit habe, meine Arbeit zu machen, dann werde ich Stopp sagen", erklärte de Carolis am Mittwoch in einem Interview für den Pariser Radiosender RTL. Er werde im September sehen, ob "die Rechnung aufgeht". "Wenn nicht, werde ich meine Verantwortungen wahrnehmen", betonte der ehemalige Fernsehjournalist und TV-Moderator. Kein Unterschied zu den Privaten

Das finanzielle Gleichgewicht sei "absolut notwendig für das Gelingen dieser Reform", meinte de Carolis und fügte hinzu, dass beim gegenwärtigen Stand der Dinge "die Rechnung nicht aufgeht". Kritik übte der Geschäftsführer auch an Sarkozys Erklärung, dass es "keinen Unterschied zwischen dem öffentlich-rechtlichen und dem privaten Fernsehen" gebe. Dies sei en "falscher, dummer, ungerechter" Standpunkt. De Carolis betonte auch, dass er seine Unabhängigkeit gegenüber dem Elysee-Palast bewahren wolle: "Niemals werde ich meine Programme irgend einem von außen gekommenen Visa unterstellen."

Nach den Absichten Sarkozys sollen die Werbeeinnahmen von "France Television" künftig durch eine Sonderbesteuerung der Mobilfunkbetreiber und Internet-Provider ersetzt werden. Laut Gewerkschaften wird die Abschaffung der Werbung zu 800 Mio. Euro Mindereinnahmen und 400 Mio. Spesen für ersatzweise Sendungen kosten und im Radio 45 Mio. Euro. "France Television" umfasst die Fernsehanstalten France 2, France 3, France 4, France 5 und France O. Zur Finanzierung der Sender trägt gegenwärtig außer den Werbeeinnahmen auch eine Fernsehgebühr bei, die alle Eigentümer eines TV-Geräts begleichen müssen.

Die größten Konkurrenten des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind die Privatsender TF1 (Gruppe Bouygues) und M6 (Gruppe Bertelsmann) sowie der Zahlfernsehsender "Canal Plus" (Gruppe Vivendi). Sie würden von einer Abschaffung der Werbung im Staatsfernsehen am meisten profitieren. (APA)