Nur 23 Prozent der Österreicher glauben, dass ihr Leben in 20 Jahren besser sein wird als heute. 56 Prozent meinen hingegen, es werde schlechter sein. Das geht aus einer Eurobarometer-Umfrage der EU-Kommission hervor.

Noch pessimistischer als die Österreicher sind in der EU nur noch die Belgier und die Deutschen (siehe Grafik). Im EU-Schnitt glauben 38 Prozent an eine Verbesserung und 49 Prozent an eine Verschlechterung der allgemeinen Lebensumstände.

In den neuen, seit 2004 beigetretenen zwölf Mitgliedstaaten blicken die Menschen deutlich optimistischer in die Zukunft: 59 Prozent nehmen hier an, dass sie in 20 Jahren besser leben werden, nur 24 Prozent erwarten eine Verschlechterung.

Begründet werden die Zukunftsängste vor allem mit zunehmenden sozialen Spannungen. 80 Prozent der Befragten erwarten, dass sich die Kluft zwischen Arm und Reich weiter öffnen wird, in Deutschland sind es sogar 90 Prozent.

70 Prozent nehmen an, dass es schwieriger wird, noch leistbare Wohnungen zu finden, und ebenso viele EU-Bürger meinen, dass viele Menschen sich in 20 Jahren nicht einmal mehr eine medizinische Grundversorgung werden leisten können. Und 68 Prozent sind der Meinung, dass auch eine hohe Qualifikation keine Garantie für einen Job mehr ist.

57 Prozent der Befragten befürchten überdies, dass sie in 20 Jahren aufgrund der Globalisierung und zunehmender Konkurrenz aus Schwellenländern weniger als heute verdienen werden.

Von der Politik erwarten sich 90 Prozent der Befragten, dass sie strengere Regeln für den Umweltschutz auch für den Einzelnen erlässt und dass sie Sozialarbeit deutlich aufwertet. Ebenso neun von zehn Befragten halten es für eine der wichtigsten Aufgaben der Politik, die Kluft zwischen Arm und Reich zu verkleinern.

80 Prozent würden die EU-Politiker gerne damit beauftragen, ein Wirtschaftsmodell zu entwickeln, dass vom Rest der Welt weniger abhängig ist. Darüber hinaus sollte die Gesellschaft mehr Verantwortung für die Altenpflege übernehmen und die Last von den Schultern der einzelnen Familien nehmen. Höhere Steuern, um öffentliches Service und Sozialleistungen zu verbessern, wollen hingegen nur 40 Prozent der Befragten in Kauf nehmen. Nur 29 Prozent sind dafür, dass Alleinstehende höhere Steuern zahlen sollten, um kinderreiche Familien zu unterstützen. (Michael Moravec aus Brüssel/DER STANDARD, Printausgabe, 3.7.2008)