Die Struktur stimmt nicht mehr, verschütteter Kaffee.

Foto, Montage: Beigelbeck
Coffee-to-go ist auch in den USA kein Geheimrezept mehr: Die US-Kaffeehauskette Starbucks gibt 600 schlecht laufende Filialen auf – deutlich mehr als angekündigt. Rund 12.000 Mitarbeiter sind betroffen.

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Seattle – Die weltweit größte Kaffeehauskette Starbucks hat massive Stellenstreichungen in ihrem Heimatmarkt USA angekündigt. Bis März 2009 sollen im Zuge der beschlossenen Restrukturierung des Konzerns 600 US-Filialen geschlossen werden. Das sind 500 mehr als bisher angekündigt. Fast jede fünfte Filiale, die seit 2006 neueröffnet wurde, wird wieder dicht gemacht.

Den Maßnahmen werden nach Angaben des in Seattle beheimateten Unternehmens vom Mittwoch rund 12.000 der Starbucks-Arbeitsplätze zum Opfer fallen. Damit stoppt das Unternehmen die bisher umfassende Expansion.

Zu schnelle Expansion

Im Gegensatz zu den Plänen am Heimmarkt will die US-Kaffeehauskette in Europa weiter wachsen. Besonders auf Flughäfen und Bahnhöfen in Deutschland, Frankreich und Großbritannien soll die Starbucks-Präsenz noch ausgebaut werden.

Das Unternehmen leidet nicht nur unter der Konjunkturflaute. Auch die schnelle Expansion macht dem Konzern zu schaffen. Im kommenden Jahr sollen in den USA nur noch 200 Filialen eröffnet werden, halb so viele wie geplant. Der Stellenabbau betrifft rund sieben Prozent der weltweiten Voll- und Teilzeitjobs bei Starbucks. Einige Angestellte sollen dem Unternehmen in anderen Filialen erhalten bleiben. Dem Konzern entstehen durch die Restrukturierung Kosten in Höhe von knapp 350 Mio. Dollar (222 Mio. Euro). Für die Maßnahmen seien sinkende Gewinne ausschlaggebend, die wiederum auf die wirtschaftliche Flaute und den bestehenden Druck im Privatkonsum zurückzuführen seien. Die Schließungswelle folge auf eine "rigorose Bewertung des Filialnetzes" , teilte der Konzern mit.

Kürzlich hatte der erst zu Jahresbeginn an die Konzernspitze zurückgekehrte Mitgründer Howard Schultz eingeräumt, er rechne auf dem Heimatmarkt nicht mit einer schnellen Wende. Die Kaffeehauskette bekomme die wirtschaftliche Krise in den USA zu spüren. Schultz zufolge ist das gegenwärtige wirtschaftliche Umfeld das schwächste der Unternehmensgeschichte. US-Bürger befänden sich derzeit in der Situation, auf "Extras" verzichten zu müssen, schreibt beispielsweise das Wall Street Journal.

Anleger zufrieden

Vonseiten der Anleger werden die Maßnahmen begrüßt. Das Starbucks-Papier legte im nachbörslichen Handel um sechs Prozent zu. Investoren hatten das Unternehmen zu weiteren Geschäftsaufgaben gedrängt, nachdem besonders in Florida und Kalifornien viele Filialen eröffnet wurden. In jenen Bundesstaaten wirkt sich die Finanzkrise jedoch besonders dramatisch aus.

Für eine Trendwende bei Starbucks soll vor allem das Geschäft im Ausland sorgen. Weltweit betreibt der Konzern rund 16.000 Filialen, davon 11.000 in den USA. In Deutschland betreibt Starbucks rund 120 Geschäfte; in Österreich sind es elf, konzentriert in Wien. (Reuters, dpa, pte, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.7.2008)