Wien - Eigentlich sollten Kanzler und Vizekanzler jeden Mittwoch vor dem Ministerrat die gemeinsamen Positionen vertreten - so wurde es beim "Osterfrieden" zwischen SPÖ und ÖVP vereinbart. Die morgige Regierungssitzung muss allerdings einmal mehr ohne den Paarlauf der Regierungsspitze auskommen. Weil die ÖVP lieber zwei andere Regierungsmitglieder vorgeschickt hätte, tritt Bundeskanzler Alfred Gusenbauer allein vor die Medien. Auch inhaltlich kommt die Koalition nicht weiter: Beim Pflegegeld gibt es keine Einigung, ebenso beim neuen Schadenersatzrecht.

Seitens der ÖVP hieß es am Dienstagabend zur APA, man hätte statt Kanzler und Vizekanzler lieber die neue Innenministerin Maria Fekter ins Pressefoyer geschickt, die gemeinsam mit Justizministerin Maria Berger (S) eine Sicherheits-Bilanz der Fußball-EM hätte ziehen sollen. Die SPÖ lehnte jedoch ab und verwies darauf, dass Fekter erst seit Dienstagnachmittag Innenministerin ist. Einen gemeinsamen Auftritt Gusenbauers mit Vizekanzler Wilhelm Molterer wollte wiederum die ÖVP nicht. Daher tritt Gusenbauer nun solo vor die Medien.

Blockade

Wesentliche Gesetzesvorhaben stehen am Mittwoch allerdings ohnehin nicht auf der Tagesordnung. Über die Forderung von Sozialminister Erwin Buchinger nach einer fünfprozentigen Anhebung des Pflegegeldes gibt es nach wie vor keine Einigung. Die ÖVP will die Evaluierung des Pflegegeldes erst im Herbst durchführen und drängt auf das sofortige Ende der Vermögensgrenze bei Förderung der Pflege zu Hause. Die von Berger geplante Reform des Schadensersatzrechtes wurde mangels Zustimmung der ÖVP wieder von der Tagesordnung genommen.

Den letzten gemeinsamen Auftritt von Gusenbauer und Molterer beim Ministerrat gab es übrigens bei der Regierungsklausur am 4. Juni. (APA)