Graz/Wien - Die Schule ist vorbei, die Ferien und damit die schönste Zeit im Leben eines Schülers beginnen. Auch schon Kindergartenkinder träumen beim Wort Sommer von Sonne, Strand und Meer. Doch wenige Eltern können sich wochenlang frei nehmen. In ganz Österreich hat im Sommer durchschnittlich nur jeder achte Kindergarten durchgehend geöffnet. Nur in Wien bleibt über die Hälfte aller - privater wie öffentlicher - offen.

Besonders dramatisch scheint die Situation in Graz, wo die meisten städtischen Horte (für Pflichtschüler), und Kindergärten zwar bis Ende Juli offen halten, ab August aber nur mehr fünf von insgesamt 25 Horten und zehn von 49 Kindergärten.

Dramatisch ist dabei jedoch nur der Blick auf die nackten Zahlen, denn tatsächlich wird bei den Grazer und auch bei den steirischen Eltern mittels Bedarfserhebung festgestellt, wer im Sommer einen Platz für sein Kind brauchen wird. Die Zahl der Eltern, die im Frühling Bedarf anmelden, bestimmt die Anzahl der Einrichtungen, die offen bleiben. "In diesen werden die Kinder aus verschiedenen Häusern zusammen betreut", erklärt Elfriede Peinsipp vom Hort- und Kindergartenreferat der Stadt Graz. Vor allem Kinder von Migranten würden oft im Sommer in ihre Heimat bzw. jene der Eltern fahren.

Anders funktioniert es bei den unter dreijährigen Kindern in den Krippen. "Wenn in einer Kinderkrippe auch nur für ein einziges Kind Bedarf angemeldet wird, bleibt diese Krippe geöffnet, denn für sehr kleine Kinder ist es schwer, sich auf neue Bezugspersonen einzustellen", so Peinsipp.

Luxus Kinderbetreuung

Den "Luxus", auch im Sommer bei den vertrauten Betreuern zu sein, haben in Wien auch alle Drei- bis Sechsjährigen aus den städtischen Kindergärten. "Wir machen keine Bedarfserhebung, wir haben einfach geöffnet", meint Claudia Trojer-Dornieden, Sprecherin der für Wiens städtische Kindergärten zuständigen MA10. Von allen 362 Betreuungseinrichtungen der Stadt Wien (Horte, Kindergärten und Krippen) haben nur 19 ein Monat zu, weil sie renoviert werden. Bei weiteren 60, wo Ausbesserungsarbeiten vorgenommen werden, ziehen die Kinder samt Betreuern für ein paar Wochen in unterbesetzte Nachbarkindergärten um. Den pädagogischen Rat, Kindern zumindest ein volles Monat Auszeit vom Alltag zu gönnen, sei zwar gut und richtig, jedoch fragt sich Trojer-Dornieden: "Wie sollen das Eltern schaffen, die fünf Wochen Urlaub im Jahr haben?"

Engpass programmiert

In Wien ist in den Ferien auch für Schüler von Ganztagsschulen gesorgt. "Wir nehmen sie zwei Monate lang in unseren Häusern auf", betont Trojer-Dornieden. In Graz, wo Schulen verstärkt die Nachmittagsbetreuung übernehmen sollen, bleiben diese Schulen im Sommer freilich genauso zu. In Horte können diese Schüler in den Ferien aber nur kommen, wenn dort Gruppen aufgefüllt werden. Längerfristig sind hier Engpässe vorprogrammiert, wenn das Schulamt keine sommerliche Alternative bietet. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD - Printausgabe, 2. Juli 2008)