Die Verhandlungen für das Doppelbudget 2009/2010 sind noch nicht offiziell eröffnet, aber die Ministerien melden bereits Begehrlichkeiten an. Wissenschaftsminister Johannes Hahn etwa bringt sich für die universitäre und außeruniversitäre Forschungsförderung in Stellung und schlägt die Errichtung eines umfassenden Förderprogramms vor, das auf Exzellenzforschung abgestellt ist.

Hahn orientiert sich dabei an dem auf angewandte Spitzenforschung von Universitäten und Wirtschaft abgestellten Exzellenzprogramm Comet. Das neue Programm soll auf Personen und Grundlagenforschung ausgerichtet sein. Tragende Säulen sind dabei die bereits installierten universitären und außeruniversitären Exzellenzcluster mit einer Laufzeit von zwölf Jahren. Deren finanzieller Rahmen wird dieser Tage abgesteckt, er schlägt pro Jahr und Cluster mit fünf Mio. Euro zu Buche; macht bei acht Clustern in Summe rund 500 Mio. Euro für die Flaggschiffe.

Den Kompetenzzentren K1, eine Stufe darunter, entsprechen die Doktoratskollegs-Plus mit kürzerer Laufzeit und einem kumulierten Aufwand von 75 Mio. Euro, während die Junior-Group-Förderung rund um Professuren mit den K-Zentren, also der Schmalspurvariante in der Kompetenzzentrenskala, vergleichbar wären. Sie bräuchten 15 Mio. Euro und würden die Stipendien ersetzen oder auffetten, mit denen Spitzen-Professoren ihre Forschungsteams finanzieren.

Unterm Strich schätzt man den Gesamtaufwand für dieses Uni-Comet pro Jahr auf 58 Mio. Euro, kumuliert auf bis zu zwölf Jahre wären das 590 Mio. Euro, die Hahn bei Finanzminister Wilhelm Molterer herausschlagen muss.

Bei der jüngsten und letzten Veranstaltung der Reihe "Forschungsdialog" sagte der Wissenschaftsminister auch, er könne sich vorstellen, für bestimmte Bereiche "nationale Forschungspläne" zu entwickeln, etwa um "Redundanzen und Lücken zu erkennen und zu beseitigen". Offizieller Arbeitstitel des Exzellenzprogramms nach Comet-Vorbild: "E-Initiative". Entwickler und Abwickler der "E-Initiative" wäre - analog zur Forschungsförderungsgesellschaft FFG bei Comet - der Wissenschaftsfonds FWF.

Das skizzierte Programm ist für Hahn eine Art "Prototyp" für eine neue Art Forschungspolitik, bei der "für bestimmte Bereiche nationale Forschungspläne erstellt werden". Als plakatives Beispiel nannte er die Krebsforschung. Der Forschungsdialog habe gezeigt, dass auf manchen Gebieten gar nicht so wenig Geld da sei, die Frage sei nur, ob es optimal eingesetzt werde. So habe eine erste Analyse der Krebsforschung in Österreich gezeigt, dass viel auf diesem Gebiet passiere, es aber auch "thematische Überlappungen und andererseits Lücken gibt". Hier stelle er "zunächst sicher offen die Frage, ob das so gut ist und man bestimmte Lücken in Kauf nehme, oder ob man Überlappungen beseitigt und dafür Lücken schließt". Dies könnte dann im Rahmen eines nationalen Forschungsplans für diesen Bereich erfolgen.

Dass der Forschungsrat angekündigt hat, basierend unter anderem auf den Ergebnissen des "Forschungsdialogs" eine neue Forschungsstrategie zu erstellen, stört Hahn nicht. "Ich höre mir gerne Ratschläge an, hätte aber auch gerne Antworten auf präzise Fragestellungen", die sein Ressort sicher noch formulieren werde. Zudem wolle er in diesen Fragen auch den Wissenschaftsrat befassen.

Dass der bestehende, noch von der Vorgängerregierung bestellte Forschungsrat unter Ex-Böhler-Vorstand Knut Consemüller nie offiziell verlängert und damit legitimiert wurde, erschwert es den mit Forschung betrauten drei Ministerien natürlich nicht gerade, ihn elegant, aber doch bestimmt, zu übergehen. Das Infrastrukturministerium wiederum macht es von den Ergebnissen der laufenden Evaluierung der Forschungsförderung abhängig, wie weiter verfahren wird.

Erste Ergebnisse der unter Federführung des Wirtschaftsforschungsinstituts Wifo durchgeführten Analyse sollen bei den Technologiegesprächen in Alpbach präsentiert werden. Dann soll halbwegs klar sein, welchen Hebel die Milliarden an direkter und indirekter Forschungsförderung haben und welche Maßnahmen verstärkt werden müssen. (ung, APA, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2. Juli 2008)