London/Glasgow - Die britische Labour Party von Premierminister Gordon Brown kommt aus den Negativschlagzeilen nicht heraus: Nach mehreren Niederlagen bei Kommunal- und Parlamentsnachwahlen hat am Samstag Schottlands Labour-Vorsitzende ihren Rücktritt angekündigt. Wendy Alexander erklärte in Glasgow, sie könne nicht auf diesem Posten bleiben, nachdem sie von einem Kontrollgremium schuldig befunden worden war, Spendengelder nicht ordnungsgemäß deklariert zu haben.

Sie sollte für einen Tag aus dem schottischen Regionalparlament verbannt werden. Obwohl sie sich unschuldig fühle, lenke der Streit über die Gelder zu sehr von den wahren Problemen Schottlands ab. Deshalb trete sie zurück. Ihr Mandat wolle sie jedoch behalten.

Brown in Nöten

Der britische Premierminister Gordon Brown und seine Labour-Regierung verlieren weiter an Boden. Einen Tag nach einer vernichtenden Nachwahl-Niederlage wurde am späten Freitagabend eine aktuelle Umfrage in London veröffentlicht, wonach die konservativen Tories 21 Prozentpunkte vor Labour liegen.

In der Umfrage des Instituts ComRes für die Zeitung "The Independent" kamen die oppositionellen Tories auf 46 Prozent Zustimmung, zwei Prozentpunkte mehr als zuletzt. Das ist der höchste Wert in dieser Umfrage bisher. Das würde bei den nächsten nationalen Wahlen, die spätestens im Jahr 2010 anstehen, wegen des Mehrheitswahlrechts einen überragenden Vorsprung von 212 Sitzen im 646 Sitze fassenden Unterhaus bedeuten. Labour fiel um fünf Punkte auf 25 Prozent, während die Liberaldemokraten auf 18 Prozent (plus zwei) stiegen.

Erst am Donnerstag hatte Labour bei der Nachwahl im Wahlbezirk Henley-on-Thames im südenglischen Oxfordshire eine herbe Schlappe erlitten: Die traditionsreiche Volkspartei kam nur auf Platz fünf und rutschte damit sogar hinter die rechtsextreme British National Party (BNP). Die Konservativen konnten den Parlamentssitz wie erwartet verteidigen. Die Nachwahl war nötig geworden, weil der neue Londoner Bürgermeister Boris Johnson nach seiner Wahl das Abgeordnetenmandat abgegeben hatte. (APA/dpa)