Drei Teenager, seit zehn Jahren anscheinend die besten Freundinnen, sind in ein Schulmassaker verwickelt. Ein Mädchen wurde erschossen, ein zweites schwer verletzt, das dritte - eine Augenzeugin - hat einen Schock. Bedächtig und detailreich entwickelt die Autorin Szenen der Pubertierendenhölle, und da das Ganze in Amerika spielt, kommen auch die für uns eher absurden Riten und Regeln der Highschool hinzu. Der Konkurrenzkampf ist allerdings global gültig. Wer ist am beliebtesten? Wer am hübschesten? Wer hat die angesagtesten Klamotten? Der Polizist Harold Lenhardt hat das Gefühl, dass die überlebende Josie lügt. Angeblich war das Mädchen Kat, das erschossen wurde, fast fehlerlos. Schön und gescheit und immer freundlich. Warum hätte ihre Freundin ihr ins Gesicht schießen sollen? Als das zweite Mädchen stirbt, bleiben nur Josie und ihre Version der Geschichte übrig. Lippman entwirft mit ihren intim gezeichneten Figuren das soziologische Panorama eines fiktiven Ortes irgendwo in Maryland. Die Bauernmädchen werden von den Abkömmlingen der aufs Land geflüchteten Intellektuellen gemobbt, die Kinder ehrgeiziger Einwanderer versuchen sich um jeden Preis zu integrieren, und alles wird vom dicken Make-up der "political correctness" übertüncht. Noch mal fünfzehn? Nein danke! (Ingeborg Sperl, ALBUM/DER STANDARD, 28./29.06.2008)