Lange war der 1946 geborene britische Romancier ein Dilettant Julian Barnes zwischen Herd und Kühlschrank, Supermarkt und großem Kochbuchregal. Also ein ruheloser Liebhaber, dessen Liebe oft genug nicht erwidert wird. Weder von den Materialien, die er schneidet oder mit einem exakt geführten Zettel einkauft. Noch von Gästen, die sich nach missratenem Essen höflich verabschieden. Offen gesteht er: "In der Küche bin ich ein ängstlicher Pedant." Und Barnes, einst als Lexikograf tätig, ist entsetzt, wie ungenau die Schilderungen in den Kochbüchern sind. Da heißt es: "Man nehme zwei mittlere Zwiebeln." Was bedeutet: "Von überflüssigem Fett befreien?" Und: Wie groß ist eine Tasse? Vorgeschälte Kartoffeln in süßer Lake, ein fluoreszierendes Nackensteak. Ein den Freundschaftskreis ausdünnendes selbstkreiertes Gericht aus Makrelen, Martini und Semmelbröseln - gastronomische Leiden und kreative Schaffenskrisen vor dem Schneidebrett finden sich amüsant geschildert in den acht Kapiteln, die auf Julian Barnes' gleichnamigem Buch basieren: versetzt mit Ironie, gewürzt mit wohldosiertem Spott. Jörg Gudzuhn, der Berliner Theaterschauspieler, der als überforderter Kommissar und unterforderter Charakterdarsteller aus Fernsehserien wie "Der letzte Zeuge" bekannt ist, trifft den (selbst-)ironischen Duktus gut. Nur in der Küche sollte man diese Aufnahme nicht hören, das Essen dürfte erst nach 79 Minuten fertig sein. Frühestens. (Alexander Kluy, DER STANDARD/Printausgabe, 28./29.06.2008)