"Groß Enzersdorf und Essling werden zum Auspuff der Lobau-Autobahn!!!" warnen die Aktivisten der Bürgerinitiative

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Groß-Enzersdorf - Eine Gruppe Erwachsener mit Gas- und Atemschutzmasken direkt vor dem Eingangstor der Volksschule Groß-Enzersdorf dürfte am Freitag dem ein oder anderen Volksschulkind nach der Zeugnisvergabe einen kleinen Schreck eingejagt haben. Dabei wollten die rund zehn Mitglieder der Bürgerinitiative Marchfeld - Groß-Enzersdorf (BIM) eigentlich die Eltern schocken. Mit Flugzetteln und Plakaten machten sie ihre Meinung kund, dass die Wiener Nordost-Umfahrung - der geplante Abschnitt auf der Außenring-Schnellstraße (S1) zwischen Schwechat und Süßenbrunn - nicht nur "mehr Verkehr", sondern auch mehr Luftverschmutzung bringen werde. "Groß Enzersdorf und Essling werden zum Auspuff der Lobau-Autobahn!!!", stand auf einem der Flugblätter.

Die Aktivisten versuchten, mit vor dem Schultor wartenden Eltern und Großeltern, ins Gespräch zu kommen. Die Nordost-Umfahrung gefährde Grundwasser und Gesundheit, argumentierten sie. Sie bringe keine Zeitersparnis beim Autofahren und verringere auch nicht den Verkehr. "Im Gegenteil – wir bekommen auch den ganzen Transitverkehr", ist sich eine der Aktivistinnen sicher.

Keine uneingeschränkte Zustimmung

So manche wartende Mutter oder Großmutter, stimmte den Argumenten zu. Doch einige Eltern zeigten sich "beratungsresistent", wie es ein Aktivist ausdrückte. "Ich will nicht diskutieren. Ich will nur mein Kind abholen", sagte eine Mutter. "Ich stehe jeden Tag mit dem Auto auf dem Weg in die Arbeit und zurück im Stau. Ich bin für die Autobahn", erklärte ein anderer Elternteil. "Ich finde die Protestaktion nicht in Ordnung", meinte eine weitere Mutter. Sie leide sehr unter dem Lärm der Durchzugsstraße und unter der enormen Staubentwicklung. "Schlimmer kann’s nicht werden", meint sie.

Der Bau der Nordost-Umfahrung, den die BIM verhindern will, soll 2011 starten. Herzstück der Straße soll der Tunnel unter Donau und Lobau werden, der bei der BIM auf besonders heftige Kritik stößt. Laut Asfinag werden schätzungsweise 50.000 Autos am Tag die Straßenverbindung nutzen. Der Straßenabschnitt zwischen Groß-Enzersdorf und Süßenbrunn soll 2014 eröffnet werden, bis 2018 soll die Umfahrung ganz fertig sein. Die Kosten werden auf 1,6 Milliarden Euro geschätzt. (Gudrun Springer; derStandard.at, 27.6.2008)