Madrid - Das berühmte Gemälde "Der Koloss", das bisher als ein Meisterwerk von Francisco Goya (1746-1828) galt, stammt laut Untersuchungen des Madrider Prado-Museums wahrscheinlich nicht von dem großen spanischen Maler, sondern vom Goya-Schüler Asensio Julia.

Das zwischen 1808 und 1812 entstandene Gemälde zeigt einen hinter einer Berglandschaft auftauchenden Riesen, der den Schrecken des Krieges symbolisieren soll. Menschen und Tiere ergreifen in wilder Panik die Flucht. Das Werk wurde nicht in die große Ausstellung "Goya in Zeiten des Krieges" einbezogen, die derzeit im Prado-Museum gezeigt wird. Es ist in einem anderen Saal der Pinakothek zu sehen.

"Für mich ist dies kein Goya-Werk", sagte die Goya-Expertin Manuela Mena am Donnerstag in Madrid: "Das Gemälde passt nicht zur Technik, zum Stil, zur Symbolik, zu den Metaphern oder zur Poesie eines Goya. Da hat ein anderer Künstler Hand angelegt." Das Gemälde weise perspektivische Fehler auf, die einem Perfektionisten wie Goya niemals unterlaufen wären. Außerdem befänden sich am unteren Rand des Bildes die Initialen "AJ", die auf eine Urheberschaft von Juliá hindeuteten. Allerdings habe der Goya-Schüler einige seiner Werke mit vollem Nachnamen signiert.

Prado-Direktor Miguel Zugaza wies allerdings darauf hin, dass die Untersuchungen der Experten der Pinakothek noch nicht abgeschlossen seien. Daher sollten noch keine offiziellen Schlussfolgerungen gezogen werden. Es müsse auch die Persönlichkeit von Juliá erforscht werden. "Dieser Künstler stand Goya sehr nahe, aber wir wissen so gut wie nichts von ihm", sagte der Museumsdirektor. (APA/dpa)