Kathrin Zechner: Vielfalt.

Foto: Prader

Wien – Ein durchaus netter Zufall, dass die Eröffnung des Ronachers einen Tag nach dem EURO-Finale stattfindet. Das freut Intendantin Kathrin Zechner: "Man sieht, es gibt ein Leben nach dem Fußball – das gefällt mir!"

Hauptquelle ihres sicher durch Premiere wie Umbaufinale bedrängten Glücks ist allerdings doch die Tatsache, dass sie nun neben dem Raimundtheater auch das Ronacher zur Verfügung hat. "Das Raimundtheater soll Mainstream-Produktionen bieten, die sich an die ganze Familie richten. Das Ronacher wird ein urbanes Stadttheater der Vielfalt sein und auch provokante Stücke bieten." Ein solches ist für sie das Eröffnungsstück The Producers, eine Übernahme vom Broadway. Mel Brooks Erfolgsstück (Uraufführung 2001) hat ganze zwölf Tony Awards abgeräumt und basiert auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahre 1968.

Es geht dabei um das Vorhaben eines Broadway-Produzenten, mit den Geldern von Sponsoren ein sorgenfreies Leben zu gestalten. Zu diesem Zweck will Max Bialystock einen perfekt inszenierten Reinfall auf die Bühne wuchten.

Mit dem Stück "Frühling für Hitler" und dem schlechtesten Regisseur der Stadt hofft er, nach einer einzigen Vorstellung das Projekt begraben zu können. Doch es kommt anders. Nämlich so, wie auch Zechner es sich logischerweise für ihr Projekt erhofft: Das Ganze wird ein Erfolg. "Das Stück war sehr schwer zu bekommen, weil es die erfolgreichste Broadway-Produktion der letzten 20 Jahre ist. Der Verhandlungswettkampf – primär mit Deutschland – war heftig. Auch gab es Überlegungen, das Ganze testweise in die Schweiz zu bringen. Im Endeffekt haben mir Vorsicht und Umsicht der Rechteinhaber geholfen."

Man hatte "lange Gespräche mit Anwälten, aber auch mit Mel Brooks und den Produzenten gehabt, die sehr darauf geschaut haben, welche Qualität geboten wird. Und da sind wir durchaus top. Das hat geholfen, obwohl wir nicht die Bestbieter waren. Die Produktion kostet 1,6 Millionen Euro, ist also im üblichen Rahmen. Natürlich: Die Kostüme sind extrem aufwändig, andererseits haben wir zwei Dekorationen, die abgespielt waren, gekauft."

The Producers soll mindestes ein Jahr laufen, vielleicht auch länger. Ist es nicht etwas mutlos und unoriginell, die Wiedereröffnung eines Hauses mit einer Übernahme zu beginnen? "Na, ja, glauben Sie ja nicht, dass das alles risikolos ist! Sicher: Im Gegensatz zu einer Uraufführung kenne ich hier das Stück bereits. Das bedeutet eine gewisse Risikominimierung. Aber es ist durchaus keine sichere Bank. Es wird spannend sein, zu sehen, ob Österreich so weit ist, sich mit der satirischen Verarbeitung einer heiklen Epoche auseinanderzusetzen. Das ist mein Risiko. Ich bin es bewusst eingegangen, weil ich auch glaube, dass das Stück sehr gut ins Ronacher passt. Es war erfolgreich, es ist opulent, hat aber auch eine Thematik, die Diskussionen auslösen kann."

Mitterer mit "Mätressen"

Übrigens: Auch das bisherige Projekt Ronacher Mobile wird im Haus fortgesetzt und damit sesshaft. Zechner wird dabei weiterhin Kooperationen anbahnen (vielleicht auch mit den Wiener Festwochen) und Stücke in Auftrag geben: "Felix Mitterer will mit uns Die Mätressen machen. Das ist natürlich nur der Arbeitstitel!" Diese kleineren Produktionen, sie sollen den klassischen Musical-Rahmen sprengen und sind für die Monate Mai, Juni und September geplant. (Ljubiša Tošic / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 27.6.2008)