Standard: Als Vorstandspräsidentin von "Österreich am Ball" sind Sie seit Anpfiff der EURO kaum in Erscheinung getreten. Warum?

Riess-Passer: Unsere Aufgabe war im Wesentlichen mit Beginn des Turniers erledigt. Was ich beitragen konnte, habe ich getan, weil mir diese EM ein Herzensanliegen war. Das war und ist keine Personality-Show. Ich hab dem heimischen Team die Daumen gehalten, dazu brauche ich keine Kameras.

Standard: Österreich am Ball sollte im Auftrag der Bundesregierung für Stimmung sorgen. Ist das gelungen?

Riess-Passer: Ganz sicher, wir konnten rund 2000 österreichische Gemeinden einbinden. Uns war es ganz wichtig, vor allem auch außerhalb der Spielorte Aktionen zu setzen. 2500 "Botschafter der Leidenschaft" haben uns unterstützt. Vor allem ging es uns auch darum, junge Leute für Fairness und Toleranz im Sinne von Völkerverständigung zu begeistern.

Standard: Diverse Zwischenbilanzen fallen recht unterschiedlich aus. Ihr Resümee?

Riess-Passer: Absolut positiv. Österreich hat sich erstmals als Veranstalter eines Sommersport-Großereignisses profilieren können und große Professionalität gezeigt. Der wirtschaftliche Erfolg ist mittel- beziehungsweise langfristig zu sehen und nicht nur daran zu messen, wie viel Bier in den Fanzonen getrunken wurde. Die internationale Medienpräsenz und Berichterstattung ist enorm. Für Österreich insgesamt eine einmalige Werbung.

Standard: Der Klagenfurter Bürgermeister moniert zu restriktive Vorgaben der UEFA. Wäre mehr Freiheit in der Organisation besser?

Riess-Passer: Die UEFA ist Veranstalterin des Turniers und damit allein bestimmend und verantwortlich. Natürlich hätte man sich da und dort mehr Freiräume gewünscht, aber die Bedingungen waren immer klar. Großveranstaltungen wie diese laufen nun mal nach diesen Spielregeln, ob sie einem gefallen oder nicht.

Standard: Wer wird Europameister?

Riess-Passer: Alle meine Tipps sind schon ausgeschieden. Vielleicht erleben wir wie 2004 in Portugal wieder eine große Überraschung, und am Ende steht eine junge, unbekümmerte Mannschaft wie Russland ganz oben. (Michael Simoner/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.6.2008)