Anleitung zum unüberwachten Grenzübertritt: "borderXing (Border-Crossing)" von Heath Bunting.

Foto: Jens Kastner

Wenn man heute einen Spruch wie "Nicht alles tun" hört, könnte es sich auch um einen Slogan von Nike handeln. Die gleichnamige Ausstellung in der IG Bildende Kunst stellt künstlerische Strategien zivilen Ungehorsams vor, die auch die neoliberalen Individualitätskonzepte mitreflektieren.

"Nicht alles tun", das bedeutet in der von Jens Kastner und Elisabeth Bettina Spörr kuratierten Ausstellung ganz sicher nicht "nichts tun" - im Gegenteil: Ausgehend von Henry David Thoreaus Schrift "Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat" (1849) haben die Kuratoren Projekte versammelt, in denen Fragen des zivilen Ungehorsams nicht nur diskutiert sondern auch angewandt werden. Der vorwiegend im Netz agierende Künstler Heath Bunting stellt auf seiner Website (www.irational.org) Wege zusammen, auf denen man die Festung Europa am besten durchdringt, und das Critical Art Ensemble hat mit seinen beiden Publikationen "The Electronic Disturbance" und "Other Unpopular Ideas" nicht nur den theoretischen Grundstein für den virtuellen Ungehorsam gelegt, sondern mischt sich mit seinen kritischen Demonstrationen zum Thema Biotechnologie auch "real" ein.

Ein Video zeigt, dass das amerikanische Künstlerkollektiv in der Öffentlichkeit nicht gerade zurückhaltend agiert, während man die T-Shirt-Aufschriften, mit denen die rumänische Künstlerinnengruppe h.arta im April 2008 gegen den Nato-Gipfel demonstrierte, kaum wahrnehmen würde, wären auf ihren Fotos nicht stets auch Spitzel präsent. Zur Schau erscheint ein Katalog. (cb / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.6.2008)