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Nikolaj Dawydenko könnte in Sopot belauscht worden sein.

Foto:AP Photo/Sang Tan
London - Eine private Unterhaltung auf dem Platz mit seiner Frau könnte versehentlich jene Wettbetrugsvorwürfe ausgelöst haben, die Nikolaj Dawydenko schon seit einem Jahr verfolgen. Dies meinte der Weltranglisten-Vierte aus Russland nach seinem überraschenden Erstrunden-Aus am Dienstag beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon. Ein Match in Sopot, am 2. August 2007 gegen den Argentinier Martin Vassallo Arguello, wird von der ATP untersucht, weil eine britische Wettfirma sehr ungewöhnliches Wettverhalten seiner Kunden gemeldet hatte.

Die Firma "Betfair" hat damals alle Wetten auf dieses Match, in dem Dawydenko wegen einer Fußverletzung hatte aufgeben müssen, aufgehoben. Beide Spieler bestritten vehement irgendwelche Absprachen. Der von Ronnie Leitgeb gemanagte Russe hat seine eigene Theorie, warum bei dieser Livewette die Chancen plötzlich stark in Richtung des schlechtplatzierten Argentiniers gingen.

Gespräch mit seiner Frau

"Ich habe auf dem Center Court mit meiner Frau auf Russisch gesprochen. Es ist vielleicht möglich, dass ich etwas (wie) 'Ich will nicht spielen oder ich kann aufgeben' gesagt habe", meinte der Pörtschach-Sieger nach der 4:6,4:6,4:6-Niederlage am Dienstag gegen den Deutschen Benjamin Becker. In dem polnischen Ort gebe es auch viele Russen unter den Zuschauern, die dies vielleicht gehört haben. "Es könnte mein Fehler sein, weil ich muss ruhig sein und einfach nur meinen Job machen."

Im Zuge der laufenden Untersuchungen habe der 27-Jährige alle verlangten Informationen, einschließlich der Telefonaufzeichnungen von ihm und seiner Frau an die Ermittler übergeben. Jene seines Bruders hätte er jedoch nicht übergeben können, weil sie nicht erhältlich waren.

Keine beweise für Absprachen

Auch wenn die Ermittlungen nun schon fast 11 Monate dauern, blieb Dawydenko zuversichtlich, dass er seinen Namen reinwaschen kann. "Ich weiß von meinem Anwalt, dass es im Juli entschieden werden soll", sagte er. "Niemand kann etwas beweisen, weil wenn sie etwas herausgefunden hätten, hätten sie es mir schon gesagt, oder meinem Anwalt." Dawydenko, der die ganze Sache als "bösen Traum" bezeichnet, glaubt auch nicht, dass es überhaupt Matchabsprachen im Tennis gibt, steht aber mit dieser Meinung wohl eher allein da. Wenn dem doch so sei, so Dawydenko, solle der betreffende Spieler gesperrt werden. "Das ist die größte Strafe, die die ATP geben kann."

Dass es Wett- bzw. Matchabsprachen überhaupt nicht gibt, ist wohl eher blauäugig. Die Tennis-"Behörden" ATP, WTA sowie der Internationale Tennisverband ITF haben eine eigene "task force" ins Leben gerufen, die u.a. insgesamt 45 "verdächtige" Matches in den vergangenen fünf Jahren untersucht hat. Der saubere Tennis-Sport soll sauber bleiben, das Profitennis sei weder systematisch noch institutionalisiert korrupt.

Rigorose neue ATP-Regeln

Die ATP hat mittlerweile auch Spielern verboten, während Turnieren Laptops zu benützen und wirbt auch im Spielerbereich auf eine 24-Stunden-Hotline, auf der man etwaige Unregelmäßigkeiten oder Verdachtsmomente melden soll.

Auch in die Umkleidekabinen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft: Nur noch der Spieler und sein oder ihr Trainer dürfen diese betreten. Es soll verhindert werden, das Insider-Informationen (z.B. Verletzungen) nach außen getragen werden. Bisher ist noch kein Spieler der Matchabsprache überführt worden, aber fünf Italiener wurden gesperrt, weil sie auf Spiele gewettet haben. (APA/Reuters)