Wien - Für den Wiener Tourismusdirektor Norbert Kettner könnten die Halbfinalpaarungen kaum besser sein. Weniger aus sportlicher, sondern aus ökonomischer Sicht: "Mit Russland, Spanien und der Türkei sind drei der vier Länder für uns Wachstumsmärkte", frohlockte er am Dienstag bei der täglichen EURO-Pressekonferenz. Mittel- bis langfristig werde sich die Großveranstaltung in jedem Fall positiv auf den Tourismus in der Hauptstadt auswirken, ist die zuständige Stadträtin Renate Brauner (SP) überzeugt.

Besonders die starke Medienberichterstattung soll ein positives Wien-Image in die Welt transportieren. Doppelt so oft wie im Vorjahr wird 2008 Wien in Medien vorkommen, rechnet Kettner vor. Damit soll auch der Russen-Run weiter verstärkt werden: Im Vorjahr kamen um 41 Prozent mehr Gäste aus dem Osten, die Umsätze stiegen durch sie gleich um 50 Prozent. Kettner berichtet auch von Vorzieheffekten der EURO. In den ersten fünf Monaten des Jahres seien bereits um zehn Prozent mehr Nächtigungen zu verzeichnen gewesen.

Touristische Gewinner sind in jedem Fall die Luxushotels, die im Juni praktisch ausgebucht sind. "Neben dem makroökonomischen Gewinn wird es mikroökonomisch aber auch Verlierer geben", gesteht Heinz Palme, Chefkoordinator der Bundesregierung, ein. Die Praterunternehmer und manche Museen sehen sich als solche. "Ich habe bereits mit den Praterunternehmern gesprochen, die auch klar sehen, dass die Medienberichterstattung im Vorfeld, in der vor Hooligans gewarnt worden ist, schuld am Umsatzrückgang hat", meint Kettner dazu. (moe/DER STANDARD-Printausgabe, 25.6.2008)