Die frischgebackenen Absolventen der Akademie (im Uhrzeigersinn) vor ihren Diplomarbeiten: Magdalena Duftner, Mathias Pöschl, Ayumi Mareike Rahn und Sophie Elisabeth Hochhäusl.

Zu den Personen:

Magdalene Duftner studierte bei Gerda Kaltenbruner Konservierung/Restaurierung moderner und zeitgenössischer Kunst.

Sophie Elisabeth Hochhäusl studierte Architektur mit dem Schwerpunkt Geografie, Landschaften und Städte.

Mathias Pöschl hat bei Gunter Damisch sein Studium für Grafik und druckgrafische Techniken abgeschlossen.

Ayumi Mareike Rahn studierte gegenständlichen Malerei bei Amelie von Wulffen, erhielt jüngst einen Förderpreis des Belvedere. Aktuell stellt sie im "weissen haus" aus.

Fotos: Hendrich
Wien - Während in der Akademie der Bildenden Künste die letzten Handgriffe für die Präsentation von 135 Diplomarbeiten getätigt werden, nützt der Standard die Gelegenheit, um sich von vier Absolventen ihre Arbeiten zeigen zu lassen. Ein Rundgang, der sich zu einem Austausch über die Erfahrungen des Studiums entwickelt.

Magdalena Duftner: Ich habe mich restauratorisch mit einer Arbeit von Mariele Neudecker beschäftigt. Auf einem Unterwassergebirge in einem Behälter mit 760 Litern gesättigter Kochsalzlösung hat sich ein Bakterienbelag gebildet. Zwei Jahre habe ich daran gearbeitet, untersucht, wie sich die Acrylfarbe und die Komponenten miteinander im Wasser verhalten, Versuche und Testreihen durchgeführt, um letztendlich den Zustand zu erhalten, Fehlstellen wieder zu integrieren und das von der Künstlerin gewünschte einheitliche Oberflächenbild zu erzielen.

Standard: In der Restaurierung ist der weitere Karriereweg sicherlich stärker vorgegeben als im Bereich der bildenden Kunst, wohin wird Ihr Weg führen?

Magdalena Duftner: Ich werde freiberuflich tätig sein, in der Privatsammlung tba21, für die ich auch die Arbeit von Neudecker restauriert habe, bei Ausstellungsauf- und -abbau, daneben Gemälderestaurierungen machen. Das Verständnis für die Restaurierung zeitgenössischer Kunst, auf die ich mich spezialisiert habe, wächst gerade erst. Bisher ist sie immer ein wenig vernachlässigt worden. Es gibt auch die Möglichkeit, Künstler zu beraten. Aber so wie an der Akademie, wo wir uns sehr lange und intensiv mit einer Arbeit auseinandersetzen können, wird es später nicht mehr sein.

Standard: Wie sehr nutzt man dieses stark handwerklich-wissenschaftliche Know-how der Kollegen?

Mathias Pöschl: Ich hab mich bei meinem Diplom mit der Bitte um Rat an die Restauratoren gewandt und gefragt, wie es in Anlehnung an Robert Rauschenbergs Ausradierung eines Kunstwerks von de Kooning möglich ist, ein Albumcover auszuradieren. Mir ist Aceton empfohlen worden, und das hat wunderbar geklappt. Meine Arbeit beschäftigt sich mit politischen Aussagen innerhalb der bildenden Kunst. Mein Schwerpunkt liegt auf den 1960er-Jahren in den USA, der Zeit der Minimal Art und gleichzeitig großer sozialer Spannungen. Insbesondere konzentriere ich mich auf Bürgerrechtsbewegungen wie etwa die Black Panther Party.

Standard: Wie sehr verändert die Akademie die Ideen der künstlerischen Arbeiten, mit denen man einst hier angetreten ist?

Pöschl: Ich persönlich kann das Interesse am Thema aus meiner Biografie herleiten. Ich habe lange Basketball gespielt und mich so mit Spielerpersönlichkeiten, größtenteils aus der afroamerikanischen Bevölkerung, beschäftigt, und da ist man relativ bald bei den politischen Bürgerrechtsbewegungen.

Ayumi Mareike Rahn: Die verschiedenen Fragestellungen, mit denen man beschäftigt ist, und die Leute und Künstler, die man kennenlernt, ebenso die Lehrenden, haben schon sehr beeinflusst, wie man sich mit den Dingen auseinandersetzt. Also meine Blickwinkel und Herangehensweisen haben sich dadurch entscheidend geändert.

Sophie Elisabeth Hochhäusl: An der Akademie ist im Speziellen gut, dass Rücksicht genommen werden kann auf Studenten, die von Anfang an einen anderen Schwerpunkt setzen. Ich wollte eigentlich immer schreiben und habe dann, einen Rat befolgend, das studiert, über das ich einmal schreiben möchte: Architektur. Ich habe innerhalb des Studiums immer weiter geschrieben, und so ist meine Diplomarbeit auch zur Hälfte eine Textarbeit. Es ist eine theoretische Arbeit zum kommunalen Wohnbau in Wien. Inhaltlich hat sich das allerdings schon sehr verändert, insbesondere durch bestimmte Professorenpersönlichkeiten. Wir haben immer soziale, politische und ökologische Aspekte in der Architektur behandelt.

Standard: Haben Sie das Angebot, ganz unkompliziert die Klassen wechseln zu können, genutzt?

Hochhäusl: Ich habe ein Semester in der Medienklasse studiert und das extrem interessant gefunden, weil ich glaube, dass viele Autoren und Philosophen an vielen Klassen gelesen werden, aber völlig anders. Foucault wird in der Architektur ganz anders gelesen als in der Medienklasse. Die unterschiedlichen Zugänge waren sehr interessant.

Rahn: Ich hab nicht die Klasse, sondern die Uni gewechselt. Ich bin mit dem Erasmus-Programm nach Wien gekommen und geblieben. Es war so sehr wichtig für mich, drei völlig unterschiedliche Professoren kennenzulernen, weil jeder auf ganz andere Facetten Gewicht gelegt hat. Im ersten Semester habe ich noch alles geglaubt, was der Professor sagt ... - mich hat die meiste Zeit meines Studiums die Darstellung des Menschen beschäftigt. Abbildungsfunktion und Wiedererkennungswert erwiesen sich dabei als ziemlich einschränkend. Die Malereien für mein Diplom sind dann auch eher Vexierbilder, die mehrere Aspekte und Eigenheiten eines Porträts in einem Bild vereinen. Mir ging es darum, eine Identität zu malen, die man nicht durch Ähnlichkeit zur Wirklichkeit überprüfen kann.

Standard: Die Zukunft eines bildenden Künstlers ist diffuser. Wie sieht Ihre Zukunftsstrategie aus?

Pöschl: Ich hab während des Studiums schon über den institutionellen Rahmens mit anderen Künstlern diverse Ausstellungen in Offspaces vorangetrieben. An diesen Netzwerken arbeite ich weiter. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD SPEZIAL/Printausgabe, 19.06.2008)