Türkei
Transsexueller Sängerin droht nach Kritik an Armee Haft
Verfahren gegen Bülent Ersoy wurde auf September vertagt - 56-Jährige steht zu ihren Äußerungen
Istanbul - Vor einem Istanbuler Gericht hat am Mittwoch
der Prozess gegen eine populäre transsexuelle Sängerin begonnen, die
mit Äußerungen in einer Fernsehshow die Verehrung der Türken für ihre
Armee untergraben haben soll. Das Verfahren gegen die 56-jährige
Bülent Ersoy sei gleich nach der Eröffnung auf den 24. September
vertagt worden, sagte ein Sprecher des Amtsgerichts im Istanbuler
Stadtteil Bakirköy auf Anfrage. Ersoy, eine der bekanntesten
Sängerinnen des Landes, sei nicht zur Prozesseröffnung erschienen,
sondern habe sich von einem Anwalt vertreten lassen. In dem Verfahren
drohen der Diva bis zu drei Jahre Haft. Die Anklage lautet auf "Entfremdung des Volkes von der Armee".
Anlass sind Äußerungen von Ersoy in einer TV-Show, die während der
türkischen Militärintervention gegen die kurdischen PKK-Rebellen im
benachbarten Nordirak im Februar ausgestrahlt wurde. Ersoy sagte
unter anderem, selbst wenn sie Kinder haben könnte, würde sie ihre
Söhne nicht hergeben, nur weil einige "Leute am grünen Tisch" das
wollten. Ersoy betonte später, sie stehe zu ihren Äußerungen. Der als
Knabe geborene und schon in den siebziger Jahren populäre Bülent
Ersoy hatte sich 1980 einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, mit der
er zur Frau wurde. Sie gehört bis heute zu den beliebtesten Stars in
der Türkei. (APA)