Wenn sich das Knie eines Gegners in den eigenen Oberschenkel bohrt, spricht man von Knödelreiter oder Pferdekuss. "Eine riskante Verletzung, denn diese Prellung kann zu einer massiven Einblutung in den Muskel führen", sagt Erich Altenburger, Sportmediziner und Unfallchirurg in Wien und Korneuburg, und geht gleich vom schlimmsten Fall, dem nachfolgenden Kompartmentsyndrom, aus. Das heißt: Ein Bluterguss erhöht den Druck auf das umgebende Gewebe, Muskeln und Nerven sterben ab. Dann hilft nur mehr eine schnelle Operation.

Leidende Muskulatur

Muskelverletzungen betreffen übrigens auch Hobbykicker. Bei hoher Belastung und schlechtem Trainingszustand leidet die Skelettmuskulatur. Profis kämpfen eher mit Überlastung und erholen sich zu kurz von Muskelschäden.

Im Prinzip gilt aber für alle dasselbe: Egal ob müde oder unzureichend trainiert - Muskeln leisten dann nur noch die halbe Arbeit. Die Koordinationsfähigkeit sinkt, während die Grundspannung steigt. Muskelfasern blockieren jede weitere Form von Dehnung. Muskelkater und Zerrungen sind die Folge.

Niemals Lappalien

"Auch kleine Verletzungen bergen große Gefahr", erklärt Altenburger, der zwei Jahre als Vereinsarzt der Wiener Austria tätig war und deshalb auch weiß, was passieren kann, wenn Fußballer trotz Zerrung am Spielfeld stehen. Ein leichtes Ziehen im Oberschenkel muss Warnung genug sein. Wer das ignoriert, riskiert eine schwerere Muskelverletzung - konkret einen Riss, der das Ende einer Fußballerkarriere bedeuten kann. Denn problematisch ist immer die Narbe, die nach der Verletzung im Muskel verbleibt. "Je größer die Narbe, desto schlechter ist das funktionelle Ergebnis und die Gefahr einer Wiederverletzung", berichtet Altenburger. Mit einer prompten Erstversorgung bemüht er sich um Schadensbegrenzung. Das einfache "Pech"-Schema (Pause, Eis, Kompression und Hochlagern) erhöht die Chance auf eine vollständige Restitution.

Wichtige Pausen

Spielpausen sind dem Experten besonders wichtig. "Fußball ist eine Schnellkraftsportart. Da braucht jeder gesunde Muskeln", betont er. In den vergangenen Jahren hat sich Altenburger immer stärker mit der Rehabilitation von Verletzungen auseinandergesetzt. Die Grundregel lautet: drei bis acht Wochen ausnahmslos keine Sprints. Radfahren und Schwimmen ist in der Zeit erlaubt, zudem erfolgt eine physiotherapeutische Behandlung, um die angespannten Muskeln so rasch wie nur möglich zu entspannen und entzündliche Reaktionen im Gewebe hintanzuhalten. (phr, DER STANDARD, Printausgabe, 16.6.2008)