Platzt der Wienux-Ballon?

Der Standard/Matthias Cremer

Die Open-Source-Strategie der Stadt Wien rund um das eigens entworfene Wienux ist nach der jüngsten Bekanntgabe - drei Viertel aller Linux-PC auf Windows Vista zu migrieren - ins Kreuzfeuer der Kritik geraten.

Stellung

Die verantwortliche SPÖ nahm nun Stellung zur aktuellen Diskussion und weist die Vorwürfe der grünen Stadträtin Marie Ringler zurück:

"Die Stadt Wien wird den erfolgreichen Open-Source Weg bei Computersoftware beibehalten. Es wird auch in Zukunft zahlreiche Einsatzgebiete für das auf Linux basierende WIENUX und Open-Office Anwendungen geben", stellt der SP-Gemeinderat Siegi Lindenmayr zur aktuellen Diskussion klar. 

Aber...

Dennoch hält sich Lindenmayr eine Hintertür offen. "Grundlage ist aber der reale Bedarf bei den Benutzern". Den soll nun eine zweite Studie erfassen.

Der ersten Studie "Open-Source-Software am Arbeitsplatz im Magistrat Wien" aus dem Jahr 2005 folge eine zweite, die voraussichtlich bis zum Sommer fertig gestellt werden soll. Sie würde die Basis für weitere Entscheidungen für den Einsatz von Open Source Software im Magistrat sein. "Von einer Entscheidung, ausschließlich auf Microsoft-Produkte umzusteigen, kann keine Rede sein", kontert der SPÖ-Gemeinderat.

Keine Glaubensfrage

Viel Nachdruck zur Linux-Migration gibt es in jedem Fall nicht. Den Mitarbeitern der Stadt Wien steht es frei Windows oder Linux zu verwenden. Kein zielführender Weg, wie auch Erwin Gillich, Leiter des Rechenzentrums der Wiener Stadtverwaltung (MA 14) vergangene Woche erklärte. "Mit Freiwilligkeit alleine wird es nicht gehen."

Pragmatisch

Lindenmayr sieht es pragmatisch und will die Linux-Frage nicht zur Grundsatzfrage machen: "Der Einsatz von Software ist keine ideologische, sondern richtet sich danach, welche Software wann die am besten geeignete für Kunden und Beschäftigte der Stadt ist", sagt der Gemeinderat und greift damit die Worte des Microsoft-Sprechers Thomas Lutz auf - der WebStandard berichtete.

Vergangene Woche hieß es dazu vom weltweit führenden Softwarekonzern: "Es hat sich mittlerweile ein breiter Konsens und die Sichtweise durchgesetzt, dass die Wahl der geeigneten IT-Plattform keine Glaubensfrage sein kann, sondern vielmehr eine Frage der Zweckmäßigkeit sein muss".

Gewissheit

Wie es tatsächlich um das Linux der Stadt Wien steht, wird sich laut SPÖ-Ankündigung schon bald herausstellen. In 10 Tagen ist Sommerbeginn. (Zsolt Wilhelm)