Jetzt ist es quasi amtlich, wenn sogar Finanzminister Wilhelm Molterer zugibt: Die AUA braucht einen Partner. Alle Beteuerungen von AUA-Chef Alfred Ötsch, die österreichische Airline könne die Zukunft allein meistern, sind damit Makulatur. Die AUA ist ein ganz wesentliches Infrastrukturunternehmen dieses Landes, genauso wie der Flughafen oder die Bahn. Ob der Staat in einem ersten Schritt seine kompletten Anteile verkauft oder noch mit 25 Prozent beteiligt bleibt, ist zweitrangig. Ideologie hat da nichts verloren. Worauf es ankommt, ist, den Standort abzusichern - und bei der Partnerwahl dafür zu sorgen, dass die Spielregeln im Vorhinein klar festgelegt werden.

Die AUA hat im Wesentlichen drei Probleme: Sie arbeitet im internationalen Vergleich zu teuer, sie hat einen bunten Flotten-Mix und sie hat es verabsäumt, zeitgerecht ihren Kerosinbedarf auf dem Weltmarkt gegen Preissteigerungen abzusichern. Ein finanzkräftiger Partner könnte der AUA Synergien bringen, besonders im Verkauf, im Vertrieb, bei der Ticketabrechnung und im Geschäftsverkehr.

Je näher die Quellenmärkte zusammenliegen, desto größer sind die Synergien. Die Nachfrage nach Ostdestinationen ist aus Frankreich jedenfalls geringer als aus dem deutschsprachigen Raum. Nicht zu vergessen: Die Air France hat im Osten mit der Aeroflot und der tschechischen CSA bereits zwei Ost-Partner. Arabische oder asiatische Partner hätten großes Potenzial, bergen aber auch große Risiken. Eine vernünftig ausverhandelte Kooperation mit der Lufthansa hätte für AUA und Flughafen mehr Perspektiven als eine Konkurrenzsituation mit den Deutschen. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Printausgabe, 11.6.2008)