Wien - Kein Blatt vor den Mund nehmen sich Kleinaktionäre in ihrer Einschätzung der gestern abend angekündigten neuerlichen massiven Verluste der angeschlagene Fluggesellschaft Austrian Airlines. Die wirtschaftliche Situation der AUA sei offenbar noch schlimmer als erwartet, befürchten kritische Aktionäre.

Die AUA teilte am Montagabend nach einer Aufsichtsratssitzung überraschend mit, der Jahresverlust werde heuer wegen der hohen Treibstoffpreise zwischen minus 70 und minus 90 Mio. Euro abstürzen.

Der kritische AUA-Aktionär Rupert-Heinrich Staller fordert die Politik auf, so rasch wie möglich den Weg für einen strategischen Partner frei zu machen. Die AUA sei derzeit "so positioniert, dass sie kein Geld verdient". Der Bekanntgabe des voraussichtlichen Jahresverlustes vor der Suche nach einem strategischen Partner positive Seiten abgewinnen: Die AUA versuche offenbar, "ein realistisches Bild von den Schwierigkeiten zu geben und damit in die Verhandlungen zu gehen".

"Moderne Planung"

Allerdings müsse man sich fragen, "ob das Unternehmen über eine moderne Planung verfügt", wenn es erst jetzt solche Hochrechnungen anstelle, so Staller heute, Dienstag, im APA-Gespräch. Der in Aussicht gestellte Verlust könnte aber in der Politik die Bereitschaft für die Hereinnahme eines - laut Staller unumgänglichen - strategischen Partners erhöhen. Dabei müsse allerdings eine Lösung für den Streubesitz gefunden werden. Die Wahl des Partners sei für ihn nach der bisherigen "Zufallsstrategie der AUA" sekundär.

"Düsterer als Erwartung"

"Die Situation ist offenbar noch düsterer als erwartet", sagte Wilhelm Rasinger vom Interessenverband für Anleger IVA auf Anfrage. Die Situation sei "ernster als die Verantwortlichen das wahrhaben wollen". Management und Eigentümervertretern der AUA warf er neuerlich "Realitätsverlust" vor. Die AUA-Führung habe nach der Veröffentlichung eines unerwartet hohen Quartalsverlusts von minus 60 Mio. Euro noch versucht, das Ergebnis zu bagatellisieren, so Rasinger. Die Politik müsse den Weg für die weitere Privatisierung der AUA freigeben, die bisher verfolgte Stand alone-Strategie sei nicht mehr haltbar. Für den IVA-Chef sind das "Fantastereien". (APA)