Klagenfurt im EM-Fieber, mehr als 120.000 Fans werden erwartet": So euphorisch klangen Kärntner Medien und Politiker anlässlich der "Jahrhundertchance", die EURO 2008 auch in Klagenfurt ausrichten zu dürfen. Damit würde sich Klagenfurt, sonst üblicherweise im Dauer-Dornröschenschlaf, endlich als Stadt von Welt präsentieren können.

Angesichts des prognostizierten Fan-Massenansturms aus Polen und Kroatien verfielen die Klagenfurter allerdings in Angst und Schrecken. Horroszenarien machten auf Gerüchte-Ebene die Runde: gewalttätige Hooligans, die die Stadt in ein Schlachtfeld verwandeln, Geschäfte zertrümmern und Frauen vergewaltigen würden. Sogar auf das heimische Wahrzeichen, den Lindwurm, hätten es die wilden Fan-Horden abgesehen. Also blieb man lieber zu Hause und verbarrikadierte sich. Ein Fest bei Freunden?

Die Realität schaut, wie immer in Kärnten, anders aus: Großspurigen Ankündigungen folgen meist bescheidene Resultate. Der Zustrom der großteils friedlichen Fans aus Deutschland, Polen und Kroatien in die Klagenfurter Fanzonen und -meilen überstieg mengenmäßig nicht jenen zum alljährlichen Stadtfest, dem Klagenfurter Altstadtzauber. Lediglich der Lärmpegel war ein höherer. Natürlich gab es, wie bei allen Großveranstaltungen, auch Randale. Aber die blieb dank des Großaufgebots einer omnipräsenten Polizei im Rahmen. Auch Kärntens Nachbarn aus Slowenien und Italien übten sich bisher in merkbarer Absenz. Die Klagenfurter und Kärntner EURO-Organisatoren werden jetzt wohl erklären müssen, wofür sie die vielen EURO-Werbe-Millionen letztlich verpulvert haben. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD/Printausgabe, 9.6.2008)