Für die österreichische Beteiligungsindustrie war 2007 erfolgreich – trotz Finanzkrise und unsicherer rechtlicher Rahmenbedingungen. Jetzt hofft die Branche auf eine rasche Umsetzung des Private-Equity-Gesetzes, damit die Geldgeber nicht ins Ausland abwandern.
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Wien – Von Freud und Leid wusste die Dachorganisation der österreichischen Private-Equitiy- und Venture-Capital-Geber (Avco) am Freitag zu berichten. Das abgelaufene Jahr hat beim Fundraising, bei den Investitionen und Beteiligungsverkäufen "beachtliche Steigerungen gebracht", wie Jürgen Marchart, Geschäftsführer der Avco, erklärte. Bei der Entwicklung eines eigenen Private-Equity-Gesetzes gibt es hingegen keinen Fortschritt.

257 Millionen Euro wurden im Vorjahr von den Private-Equity- und Venture-Capital-Gebern in heimische Betriebe investiert. Das sind um 62 Prozent mehr als 2006 – ein Allzeithoch. Geflossen sind die Gelder vor allem in die chemische Industrie und in Finanzdienstleistungen. Für neue Investments konnten 431 Mio. Euro (plus 54 Prozent) eingesammelt werden. Aus Beteiligungsverkäufen wurden 210 Mio. Euro (plus 15 Prozent) lukriert. Die Methode zur Erhebung dieser Zahlen wurde jedoch geändert, erlaubt jetzt genauere Daten, wodurch die Vergleichbarkeit der Zahlen zum Vorjahr eingeschränkt ist.

Rechtliche Klarheit

Rund 500 Unternehmen hätten in Österreich bereits von Beteiligungskapital im Ausmaß von einer Milliarde Euro profitiert, was etwa 30.000 Jobs sichere, erklärte Markus Fichtinger vom Aktienforum. Damit diese Entwicklung weitergehen könne, brauche die Branche dringend klare rechtliche Rahmenbedingungen.

Zur Erinnerung: Das Mittelstandsfinanzierungsgesetz (MiFIG) ist Ende 2007 ausgelaufen, die Sanierung dieses Gesetzes aber noch immer nicht in Kraft. Zudem fordert die Branche ein eigenes Private-Equity-Gesetz, das sich an internationalen Standards anlehnen soll. Wenn es keine geeignete österreichische Plattform gibt, werden die Investoren in ausländische Strukturen ausweichen", warnt Avco-Vorstandschef Christian Kaltenegger.

Konkret fordert der Dachverband, dass Veräußerungsgewinne der Beteiligungsfonds auch hierzulande steuerfrei gestellt werden und erst als Gewinn bei den jeweiligen Investoren steuerpflichtig werden. Im Gegenzug würden die Fonds auf die Möglichkeit verzichten, Verluste zu verwerten. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7./8.6.2008)