Im Zuge der angeheizten Debatte um den Klimawandel hatte die Atomlobby Morgenluft gewittert. Als CO2-neutral wurden die AKWs gepriesen, und die deutschen Modelle wurden gar unter dem Slogan "Wir Klimaschützer" beworben. Diese Offensive hat nun durch den Zwischenfall in Krsko einen Dämpfer bekommen. Auch wenn die EU und einzelne EU-Staaten an den AKW-Ausbauplänen festhalten: Der Störfall in Slowenien liefert Munition für die Gegner.

Zum einen ereignete sich die Panne just in einem AKW, das von Experten als "im Prinzip sehr sicher" beschrieben wird - wenngleich es in einem erdbebengefährdeten Gebiet errichtet wurde. Aber es ist ein AKW amerikanischer Bauart und keineswegs eines der oft kritisierten Ost-Kraftwerke mit minderen Sicherheitsstandards. Trotzdem trat Kühlflüssigkeit aus und trotzdem wurde Europa in Aufruhr versetzt.

Zum anderen zeigt aber genau diese Aufregung, dass die international vereinbarten Warnsysteme alles andere als wasserdicht sind. Auf der einen Seite wurde auf europäischer Ebene das Frühwarnsystem Ecurie aktiviert, das nur für wirklich ernste Zwischenfälle vorgesehen ist - und gleichzeitig wurde an Österreich ein Formular abgeschickt, das lediglich über eine Übung informiert. Keine der beiden Meldungen entsprach aber der Realität. Weder der große Alarm noch das falsche Formular spiegelten wider, was im AKW Krsko vorgefallen war und zur Abschaltung führte.

Schon früher wurden weit ernstere Störfälle aufgedeckt, die entweder gar nicht gemeldet wurden oder bei denen Ecurie nicht aktiviert wurde. Solange das nicht ausgeräumt ist, sollten zumindest die Ausbaupläne in die Schublade. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD - Printausgabe, 6. Juni 2008)