Nach den "Balkanaken" aus Ottakring sind die nächsten Gangstarapper der Hauptstadt geboren.

Foto: DER STANDARD/ Fischer
"Ghettopower", die vom "Gasometer bis zum Millennium Tower" reicht. Die Wiener Gruppe Absolut HIV spielt mit dem harten Image vom Opfer, das zum Täter wird. "Du kannst mich treffen, ich bin ein Straßenkind", in "maximal zwei Jahren hängt unser Poster in deinem Zimmer drin". "Jetzt kommt Rap wie ein Faustschlag", singen die selbsternannten Gangstarapper, die textlich zwischen softer Gesellschaftskritik und Sexismus pendeln.

SchülerStandard: Ihr nennt euch "Absolut HIV" - wie seid ihr auf diesen Namen gekommen?

Repko: Ich bin auf "Absolut" gekommen und Ramses auf "HIV". Wir wollten einen Namen, der schockt. Mit Aids-Aufklärung hat der Name nichts zu tun.

SchülerStandard: Worüber rappt ihr?

Ramses: Er (Anm. Repko) rappt über Simmering, ich über Brigittenau.

SchülerStandard: Warum?

Repko: Weil man stolz darauf ist, wo man aufgewachsen ist, wo man Freunde hat und wo man bestimmte Erfahrungen gemacht hat.

SchülerStandard: Im Video kritisiert ihr viel, auch das BZÖ kommt nicht gut weg.

Ramses: Das BZÖ ist eine lächerliche Partei, die anderen kann man etwas ernster nehmen. Politik ist in unserem Leben zwar nicht so wichtig, aber diese Politiker fallen durch ihre dummen Meldungen zu Ausländern sehr negativ auf.

SchülerStandard: Wie definiert ihr persönlich Ausländer?

Ramses: Ein Ausländer ist jemand, der nicht von hier kommt. Strache bezeichnet viele als Ausländer, die ich nicht so nennen würde. Ich bin hier geboren und aufgewachsen, also kein richtiger Ausländer.

Repko: Wir sind die einzige Rap-Gruppe in Wien, die alle vereint. Wir sind alle Menschen und sollten zusammenhalten. Für uns ist das selbstverständlich, für viele nicht.

SchülerStandard: In eurem Video "Das ist Wien" kommen keine Frauen als Rapperinnen vor. Warum?

Repko: Sie können es versuchen, aber es geht nicht. Es hört sich scheiße an. Aber vielleicht kommt eines Tages eine gute Rapperin, man weiß es nicht.

SchülerStandard: Welche Ausbildung macht ihr gerade?

Repko: (lacht) Der war gut.

Ramses: Musik ist unsere Ausbildung.

Fabio: Wir machen keine Ausbildung, aber wir haben die Hauptschule abgeschlossen.

SchülerStandard: Wie wichtig ist euch Bildung?

Ramses: Wir haben alle keine Matura, aber um etwas zu essen zu haben, sollte man schon gut gebildet sein. Wir haben Lebensbildung.

SchülerStandard: Wie haben eure Eltern reagiert, als sie erfahren haben, dass ihr Rappen zum Beruf machen wollt?

Ramses: Sie wollten, dass wir zuerst unsere Ausbildung machen. Aber das konnten wir uns nicht vorstellen. Wir haben schon immer Musik gemacht.

SchülerStandard: Welchen Stellenwert hat Geld in eurem Leben?

Alle: Wir haben kein Geld.

SchülerStandard: Was haltet ihr von den Jugendbewegungen derzeit? Welche ist aus eurer Sicht die Schlimmste?

Alle: Wir!

Ramses: Wir haben nichts gegen Krocha. Es ist cool, dass es die Bewegung nur in Österreich gibt. Emos und Punks sind lieb.

SchülerStandard: Was ist eure Zielgruppe?

Ramses: Ab 13 Jahren aufwärts alle. Bei einem unserer Konzerte war eine richtig alte Dame da, zwischen 50 und 60 Jahre. Wenn wir so alt sind, werden wir sicher auch noch rappen und Rap hören.

SchülerStandard: Habt ihr ein Lebensmotto?

Repko: Alles geht.

Ramses: Hunger ist ein schlimmes Gefühl. (Bath-Sahaw Baranow und Ana Marija Cvitic/DER STANDARD, Printausgabe, 3. Juni 2008)