Die Analyse der drei wichtigsten Pässe erzeugt ein ebenso beziehungsreiches wie fragmentiertes Bild. Ersteres liegt am im Vergleich zu den vergangenen drei Partien überragenden Ballbesitz. Die Werte sind durchschnittlich doppelt so hoch als etwa im Spiel gegen Nigeria. Augenfällig ist die hohe Reziprozität zwischen bestimmten Spielpärchen (Ivanschitz-Leitgeb, Gercaliu-Aufhauser, Garics-Harnik). Wir erkennen darin ein wesentliches Element für den geduldigen Spielaufbau und die damit verbundene Umsetzung des Anspruchs, den Ball in den eigenen Reihen zu halten. Gleichzeitig verweist uns diese Eigenheit auf die Schwierigkeiten der Österreicher, ein vertikales Spiel in die Spitze zu erzeugen, und zwar sowohl durch die Mitte als auch auf den Flanken.

In Bezug auf die EURO ergibt sich daraus noch keine große Beunruhigung, denn die dem überragenden Ballbesitz scheinbar widersprechende mangelnde Stabilität war der punktuellen Experimentierlust des Teamchefs geschuldet. Josef Hickersberger beließ es nicht bei Flankenrochaden, sondern gab Leitgeb die Chance, in die Rolle des zentralen Spielantreibers zu schlüpfen - wohl eine Konsequenz aus der Überforderung von Ivanschitz gegen Nigeria. Leider erwies sich Leitgeb oft als Endstation, während sich Ivanschitz durch häufige Positionswechsel einen Teil seiner Gefährlichkeit zurückeroberte. Einen wichtigen Anteil an der "Wildheit" des Netzwerks hatte ein weiterer Auftrag des Trainers: dem Spiel nicht nur vertikale, sondern diagonale Impulse zu geben. Das klappte nur in Ansätzen. Der Beziehungsschwerpunkt liegt daher zwischen Viererkette und Mittelfeld - eine Konstellation, die wir in dieser Form zum letzten Mal im ebenfalls vergleichsweise zähen Spiel gegen Tunesien beobachten konnten. Nicht aus den Augen verlieren dürfen wir, dass die Spielanlage bei der EURO sich deutlich von jener gegen Malta unterscheiden wird. Das letzte Vorbereitungsmatch verweist uns bereits auf WM-Qualispiele wie gegen die Färinger und die gewachsene Fähigkeit, schwächere Teams nicht nur zu kontrollieren, sondern auch zu besiegen. (DER STANDARD, Printausgabe, Montag, 2. Juni 2008)

DIE MEISTEN PÄSSE/PASSVERSUCHE

1. Pogatetz-Gercaliu 19
2. Ivanschitz-Leitgeb 15
3. Gercaliu-Ivanschitz 14
3. Stranzl-Garics 14
5. Gercaliu-Pogatetz 13
5. Leitgeb-Gercaliu 13
5. Leitgeb-Ivanschitz 13
8. Gercaliu-Aufhauser 12
9. Garics-Ivanschitz 11
9. Harnik-Garics 11
9. Gercaliu-Linz 11

AM ÖFTESTEN ANGESPIELT

1. Garics 82
2. Gercaliu 76
2. Leitgeb 76
4. Ivanschitz 75
5. Linz 65
6. Aufhauser 48
7. Pogatetz 47
8. Stranzl 46
9. Korkmaz 36
9. Harnik 36
11. Hoffer 35
12. Vastic 33
13. Katzer 17

GABEN DIE MEISTEN PÄSSE

1. Garics 99
2. Garcaliu 90
3. Ivanschitz 72
3. Leitgeb 72
5. Pogatetz 62
6. Stranzl 57
7. Aufhauser 52
8. Linz 34
9. Korkmaz 31
10. Manninger 30
11. Harnik 25
12. Vastic 23
13. Katzer 18

SCHLÜSSELSPIELER*

1. Garics 181
2. Gercaliu 166
3. Leitgeb 148
4. Ivanschitz 147
5. Pogatetz 109
6. Stranzl 103
7. Aufhauser 100
8. Linz 99
9. Korkmaz 67
10. Harnik 61
11. Vastic 56
12. Hoffer 48
13. Manninger 45
14. Katzer 35

*Gegebene und angenommene Pässe

ERFOLGREICHE PÄSSE IN PROZENT

1. Katzer 100 (18 von 18)
1. Hoffer 100 (13 von 13)
1. Hiden 100 ( 9 von 9)
1. Prödl 100 ( 5 von 5)
5. Stranzl 94,74 (54 von 57)
6. Aufhauser 94,23 (49 von 52)
7. Pogatetz 91,94 (57 von 62)
8. Manninger 90,00 (27 von 30)
9. Gercaliu 88,89 (80 von 90)
9. Leitgeb 88,89 (64 von 72)
11. Säumel 86,67 (13 von 15)
12. Korkmaz 83,87 (26 von 31)
13. Garics 83,84 (83 von 99)

TEAMANTEIL ERFOLGREICHER PÄSSE

1. Garics 13,34
2. Gercaliu 12,86
3. Leitgeb 10,29
4. Ivanschitz 9,65
5. Pogatetz 9,16
6. Stranzl 8,68
7. Aufhauser 7,88
8. Linz 4,34
8. Manninger 4,34

Der Ansatz

Die Spielzüge werden aufgenommen und codiert. Der Datensatz wird netzwerkanalytisch ausgewertet, das Ergebnis wird interpretiert. In der Grafik werden die Ballwege zu den drei wichtigsten Passpartnern jedes Spielers verdeutlicht.

Die Kreisgrößen ergeben sich aus den Summen der jeweils angekommenen und abgegebenen Pässe.

Die Analytiker

FAS.research, in Wien, San Francisco und New York ansässig und schon bei der WM 2006 in Deutschland im Einsatz, beobachtet die Länderspiele des österreichischen Nationalteams exklusiv für den Standard.

Mannschaft: Ruth Pfosser, Harald Katzmair, Christian Gulas, Max Ruhri und Helmut Neundlinger.