Istanbul - Ein Gericht in der Türkei hat eine
Homosexuellen-Vereinigung verboten, weil die Organisation angeblich
gegen die "Moral" des EU-Bewerberlandes verstößt. Der Verein,
Lambdaistanbul, will sich gegen das Urteil vor dem Obersten
Berufungsgericht in Ankara zur Wehr setzen, wie die türkische Presse
am Freitag berichtete. Notfalls wolle Lambdaistanbul auch vor den
Europäischen Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg ziehen.
Lambdaistanbul versteht sich als Organisation zur Unterstützung von
Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transvestiten und Transsexuellen.
Rückschlag für EU-Beitritt
Die Istanbuler Staatsanwaltschaft argumentierte vor Gericht, der
Verein verstoße gegen das Verfassungsgebot zum Schutz der Familie und
gegen die "Moral" der Türkei. Außerdem sei der Name "Lambda" nicht
Türkisch; "Lambda" ist der griechische Buchstabe "L" und ist in der
weltweiten Homosexuellen-Bewegung ein Symbol für Freiheit. Das
Gericht folgte dem Antrag der Anklage und verbot den Verein.
Das Urteil ist ein weiterer Rückschlag für die türkische
EU-Bewerbung; der türkische EU-Experte Cengiz Aktar wurde mit den
Worten zitiert, die Entscheidung dürfte als Beispiel für negative
Entwicklungen in den nächsten EU-Fortschrittsbericht eingehen und der
Türkei Kopfschmerzen bereiten. Obwohl Homosexualität in der Türkei
nicht verboten ist, werden Homosexuelle von den Behörden und der
Justiz mit großem Misstrauen betrachtet. (APA)