Der Sparkassen-Sektor ist nach jahrelangen Verfahren am Ziel. Der wirtschaftliche Zusammenschluss steht, die Bundeswettbewerbsbehörde hat nun auch die Ehe Erste Bank mit Steiermärkischer genehmigt.

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Wien – Das lange Warten im österreichischen Sparkassensektor hat ein Ende. Heute, Donnerstag um Null Uhr, bekommen Erste Bank und Sparkassen den letzten Segen für ihren wirtschaftlichen Zusammenschluss. Die Bundeswettbewerbsbehörde hat darauf verzichtet, für den Zusammenschluss zwischen Erster und Steiermärkischer Sparkasse einen Prüfungsantrag zu stellen. Damit ist der letzte wettbewerbsrechtliche Schritt für den Sektor positiv erledigt, die Kooperation kann beginnen.

Alle anderen 52 Sparkassen haben von den Wettbewerbshütern bereits vor längerem grünes Licht für ihre Eheschließung bekommen – für die Steiermärkische war aufgrund der Umsatzgröße die Behörde in Brüssel zuständig. Die hatte das Verfahren Ende April aber nach Wien zurückverwiesen.

Die Sparkassen können nun nach jahrelangen juristischen Verfahren und Auseinandersetzungen mit ihrem Erzrivalen, der streitbaren Bank Austria, so eng zusammen arbeiten wie ein Konzern, ohne aber im rechtlichen Sinne ein solcher zu sein. Zwei Sparkassen sind (noch) nicht mit von der Partie: Die in Linz und Kufstein.

Organisatorisch ist für die Zusammenarbeit, durch die die Sparkassen viel ihrer bisherigen Freiheit und Selbständigkeit einbüßen, ab Herbst alles auf Schiene. Über die gemeinsame Geschäftspolitik, vor allem im Bereich Marketing und Vertrieb, will man der Konkurrenz Kunden abspenstig machen. Ziel der Erste Bank Österreich, die unter Elisabeth Bleyleben-Koren ab Juli aktiv wird: 60.000 neue Kunden bis 2010 – und damit Raiffeisen überholen.

Bis zum jetzigen, endgültigen Ja der Wettbewerbshüter zum Zusammenschluss sind viele Jahre vergangen. Begonnen hatte alles mit der "Lex Treichl" und, 2002, mit dem Haftungsverbund, der neben gegenseitiger Haftung erste Kooperationen vorsah. Dagegen klagte die Bank Austria und bekam zum Teil recht. Die Reaktion der Sparkassen: Sie schlossen noch engere Verträge, machten aus dem (teils kartellwidrigen) Verbund einen nun legalen Zusammenschluss. (Renate Graber, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.5.2008)