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Aus Angst vor einem Attentat will Oppositions-Führer Tsvangirai vorerst nicht nach Simbabwe zurückkehren.

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Johannesburg - Kurz vor der für Samstag geplanten Rückkehr von Oppositionsführer Morgan Tsvangirai nach Simbabwe gab sein Sprecher einen Rückzieher bekannt. „Wir haben Informationen aus verlässlichen Quellen, nach denen ein Attentat gegen Tsvangirai geplant ist“, erklärte George Sibotshiwe. Eine geplante Wahlkampfveranstaltung in der zweitgrößten Stadt Bulawayo fand am Sonntag ohne Tsvangirai statt. Wann der Oppositionschef, der im Vorjahr von Polizisten krankenhausreif geprügelt wurde, in seine Heimat zurückkehrt, ist unklar.

Simbabwische Zeitungen, die der Opposition nahestehen, berichteten am Wochenende Details. Milizen in Zivil hätten Tsvangirai unmittelbar nach seiner Ankunft am Flughafen von Harare vor den Augen der Öffentlichkeit erschießen sollen. Simbabwes Regierungssprecher Bright Matonga wies die Vorwürfe zurück und machte kein Hehl aus seiner Genugtuung darüber, dass Tsvangirai trotz der näherrückenden Stichwahl gegen Präsident Robert Mugabe am 27. Juni vorerst keinen Wahlkampf führen wird. Tatsächlich mehrt sich innerhalb der Opposition der Unmut darüber, dass Tsvangirai im sicheren Ausland weilt, während seine Anhänger Gewalt und Vertreibung ausgesetzt sind. Mindestens 40 Oppositionelle, so Schätzungen, wurden seit den Wahlen umgebracht. Zehntausende sind auf der Flucht.

Schlägertrupps

Diejenigen, die es bis in die vergleichsweise sichere Hauptstadt Harare schaffen, berichten von minutiös geplanten Verfolgungen auf dem Land. „Die Namen von Oppositionsanhängern stehen säuberlich auf Listen eingetragen“, berichtet ein Lehrer aus dem Mudzi-Distrikt in einem außer Landes geschmuggelten Brief. Das Vorgehen von Mugabes Schlägertrupps sei immer gleich: „Sie holen ganze Familien aus ihren Höfen, brennen alles nieder und töten das Vieh.“ Die Überfallenen würden dann in Camps, vor allem Schulen, eingepfercht, wo sie misshandelt oder vergewaltigt würden.

Die Lage dürfte sich weiter verschlimmern, wenn Berichte zutreffen, nach denen eine umstrittene Waffenlieferung aus China Simbabwe erreicht hat. Demnach wurden einige der mehr als 70 Tonnen Waffen von Bord des Frachters „An Yue Jiang“ bereits an Polizei und Militär verteilt. Gewerkschafter hatten die Entladung in Südafrika, Mosambik und Namibia verhindert. Angeblich wurden die Waffen jetzt im Hafen von Pointe-Noire in Kongo-Brazzaville entladen und von der in Großbritannien registrierten Fluggesellschaft Avient Aviation nach Harare geflogen. (Marc Engelhardt aus Nairobi/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.5.2008)