Das AUA-Theater ist längst nicht vorbei, schon bastelt die ÖIAG an der nächsten Vorstellung. Diesmal heißt das Stück Telekom Austria. An Österreichs größtem Telekomkonzern demonstriert die auf die Beteiligungsverwaltung von vier Schlüsselbetrieben geschrumpfte Verstaatlichtenholding einmal mehr, wie zukunftsgerichtetes Wirtschaften tunlichst nicht aussehen sollte.

Das Grundproblem wurde von den Eigentümern beharrlich ignoriert: Dem klassischen Festnetz, einer der großen Errungenschaften der Neuzeit, wird vom handlichen Mobiltelefon der Rang abgelaufen, es wird sich à la longue, wenn überhaupt, nur mit Internet und Web-TV am Leben erhalten können. Weil damit wieder einmal eine technische Revolution einhergeht, wird gut ein Viertel der Telekom-Belegschaft früher oder später ohne Beschäftigung dastehen. Und weil das jeder halbwegs gebildete Mensch in der Branche seit zehn Jahren weiß, wäre es Pflicht jedes Managements gewesen, für diesen Tag X, an dem die neue Technik eingeschaltet wird, vorzusorgen.

Ganz besonders, wenn man seit k. u. k. Zeiten weiß, dass Fernmeldebeamte nicht einfach auf die Straße gesetzt werden können. Um den unangenehmen, aber unvermeidlichen Schritt halbwegs anständig über die Bühne zu bringen, sind auch teure Starthilfen für die Betroffenen billig.

Was machen ÖIAG und Telekom? Sie schauen ewig und zwei Tage zu, um sogleich ins andere Extrem zu fallen: Die Telekom soll zerschlagen werden, das lukrative Mobilnetz versilbert - und die milliardenteure Modernisierung des Festnetzes der öffentlichen Hand aufgehalst werden. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 14.5.2008)