Die österreichische Werbewirtschaft hofft durch die Fußball-Europameisterschaft EURO 2008 auf ein kräftiges Zusatzgeschäft im heurigen Jahr. Nach einer Umfrage des Fachverbands für Werbung und Marketing werden rund 70.000 bis 80.000 heimische Unternehmen mit der Fußball-EM werben und 25.000 davon zusätzlich in die Tasche greifen. Bei einem herkömmlichen jährlichen Bruttowerbeaufwand von 3,2 Mrd. Euro könne man vorsichtig mit rund 200 Mio. Euro Zusatzeinnahmen rechnen. "Das ist genauso viel, wie wenn heuer viermal der Nationalrat gewählt würde", sagte Fachverbandsobmann Peter Drössler im Gespräch mit der APA.

Laut Drössler wird die EM in Österreich aus Sponsoren-Sicht das größte Einmalevent in der Geschichte sein und wohl auch das größte für die nächsten Jahrzehnte. Erwartet werden in Österreich und der Schweiz rund 1,13 Millionen Stadien-Besucher, weitere 7 Millionen Besucher in der Fanzone, 120 TV-Sender, die 30.000 Stunden übertragen werden, 7 Milliarden TV-Zuseher und 279 Millionen alleine im Finale. Je nach Rechnung ist die Fußball-EM damit das zweit- bzw. drittgrößte Sportevent der Welt.

Kritik an Uefa

Von den großen Konzern-Plakaten, über Fanbiere bis EM-Terminplaner fürs "Private Viewing" beim kleinen Wirten werde die gesamte Werbepalette beansprucht, erklärte Drössler. Die meisten Aktionen seien schon angelaufen. "Fußball ist in der Werbung mittlerweile schon sehr dominant. Wer jetzt noch keine Maßnahmen gesetzt hat, für den macht Werbung mit der EM auch kaum noch Sinn", so der Experte.

Kritik übte er in dem Zusammenhang auch am europäischen Fußballverband UEFA. Die UEFA habe zu spät zu restriktive Rahmenbedingungen definiert. "Wir hätten uns mehr Flexibilität gewünscht. Der Verband ist nicht als Partner der österreichischen Wirtschaft aufgetreten, sondern hat ihr internationales Ding durchgezogen", beklagte der Werbe-Fachverbandsobmann.

Skepsis

Wie problematisch die strengen Auflagen sind, habe sich spektakulär daran gezeigt, dass vor wenigen Wochen ein "Public Viewing"-Projekt auf der Wiener Donauinsel endgültig gescheitert ist. Dort habe man dann letztlich nicht genügend Sponsoren gefunden, so Drössler: "Da ist Potenzial liegen geblieben, was auch nicht zum Nutzen der UEFA und ihrer offiziellen Sponsoren ist."

Experten sind teilweise ohnehin skeptisch, ob sich die Investitionen für die offiziellen österreichischen Förderer des Events wirklich rechnen werden. Offizielle nationale Sponsoren der Euro sind die Post AG, die Telekom Austria, die Bank Austria/Unicredit und der Schweizer Luxus-Uhrenhersteller Hublot, der auch in der Schweiz nationaler Sponsor ist - neben der UBS, Swisscom und Ferrero (Schweiz). Sie haben zwischen 2 und 3 Mio. Euro für die Sponsor-Verträge bezahlt, hört man aus den Unternehmen.

Damit die Unternehmen das Werbepotenzial ausschöpfen können, müssen sie laut Reinhard Grohs, Experte für Sportsponsoring an der Universität Wien, das Doppelte bis Vierfache investieren. Er verweist auf eine Untersuchung der deutschen JOM Jäschke Operational Media, wonach die Kosten pro Einwohner für nationale Sponsoren zwischen 0,36 Euro und 0,68 Euro liegen und somit deutlich höher sind als bei der Fußball-WM in Deutschland 2006 mit 0,12 Euro. "Objektiv betrachtet lässt sich der Nutzen für die natinalen Sponsoren da kaum noch erklären", sagte Grohs zur APA.

Dazu kommen die international vier offiziellen Event-Sponsoren adidas, Continental, Castrol und BenQ sowie die sechs UEFA-EUROTOP-Partner Carlsberg, Coca-Cola, JVC, Hyundai-Kia, MasterCard und McDonald's. In Summe kommt die UEFA damit auf Sponsoren-Einnahmen von 257 Mio. Euro. (APA)