Moskau - In Russland haben am heutigen 1. Mai Zehntausende Menschen gegen steigende Lebenshaltungskosten protestiert und zugleich deutliche Lohnerhöhungen gefordert. Begleitet von einem starken Sicherheitsaufgebot, nahmen am Donnerstag rund 30.000 Menschen an verschiedenen Kundgebungen teil. Kommunistenchef Gennadi Sjuganow verlangte vor rund 4.000 Menschen eine Anhebung der Mindestpensionen. Anhänger der Kreml-Partei Geeintes Russland trugen bei einem Protestzug Plakate mit den Aufschriften "Wirtschaftswachstum nicht nur für die Reichen" und "Nein zu höheren Preisen!".

In der westsibirischen Stadt Tscheljabinsk kritisierten Gewerkschafter vor mehr als 7.000 Demonstranten, dass trotz des guten wirtschaftlichen Wachstums die Löhne zu langsam stiegen. Dadurch komme es zunehmend zu sozialen Spannungen, zitierte die Agentur Itar-Tass am Donnerstag aus einer Resolution. In St. Petersburg versammelten sich mehrere hundert Oppositionelle.

Kommunisten mit Stalin-Portraits

Sjuganow sagte in Moskau: "Ein Drittel der Russen muss heute mit 5.000 Rubel (135,8 Euro) im Monat auskommen. Jeder muss aber mindestens 15.000 Rubel zum Leben haben, besonders Lehrer, Ärzte und junge Wissenschaftler müssen bessergestellt werden." Teilnehmer des Protestzugs der Kommunistischen Partei hatten Stalin- und Lenin-Porträts bei sich.

Viele Moskauer beklagten sich über die starke Polizeipräsenz, Metalldetektoren und Barrikaden in der Innenstadt am 1. Mai. Nach Behördenangaben waren im ganzen Land 320.000 Polizisten und Armeeangehörige im Einsatz.

In Russland hat der 1. Mai seit langem nicht mehr den Stellenwert wie zu Sowjet-Zeiten. Zum "Feiertag der Solidarität der Werktätigen" marschierten früher auf Druck der Kommunistischen Partei Millionen von Menschen in allen größeren Städten unter roten Fahnen an Tribünen mit Funktionären vorüber. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde der 1. Mai in Russland in "Tag des Frühlings und der Arbeit" umbenannt. Auch in vielen russischen Regionen sowie in früheren Sowjet-Republiken hielten Gewerkschaften und Parteien am Donnerstag Mai-Kundgebungen ab. (APA/dpa/AP)