Kreative sollen mit neuen Modellen wie diesem Zug versuchen, öffentliche Verkehrsmittel attraktiver zu gestalten.

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Neue Lösungsansätze für ein "kreatives Verkehrssystem von morgen" erhofft sich das Infrastrukturministerium vom Ideenwettbewerb "Createch". Gemeinsam sollen sich Verkehrstechnologieunternehmen und die Kreativwirtschaft den Kopf über Verkehr und Mobilität zerbrechen. Schließlich sind "kreative Ideen der Motor der Innovation", wie Rolf Kreibich vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung IZT in Berlin betonte.

Der Wissenschafter war vergangene Woche Vortragender auf der Kick-off-Veranstaltung des Wettbewerbs. Er sieht die Kreativwirtschaft als kommende "Schlüsseltechnologie": "Alle Wirtschaftssparten brauchen den Einfluss der Kreativen, um weltweit wettbewerbsfähig zu sein."

Kreibich hob einerseits die große wirtschaftliche Bedeutung der heimischen Kreativunternehmen hervor - deren Wertschöpfung bei etwa zehn Prozent liegt, immerhin ein Prozent über jener des Tourismus - und andererseits die gesellschaftliche Verantwortung dieser Branche. Sie müsse sich der bei-den "Megatrends" des 21. Jahrhunderts, der "technologischen Innovation auf wissenschaftlicher Basis" und des "Raubbaus an den Naturressourcen und der Umwelt", bewusst sein - gerade was den Verkehr betrifft.

"Kreative müssen neue Ansätze finden, etwa zur Verkehrsverminderung", forderte Kreibich - "und mithelfen, den öffentlichen Verkehr attraktiver zu machen." Ihm schwebe eine "Stadt der kurzen Wege" vor. Leitbild sei in jedem Fall eine nachhaltige Mobilität. Bei der Gestaltung der Verkehrsmittel seien der Fantasie zudem keine Grenzen gesetzt. So könne man Züge beispielsweise als Kommunikations- und Informationsort positionieren. Gefragt sei "gutes" Design.

Ganzheitliches Design

Was darunter zu verstehen ist, versuchte Stephan Schönherr, Leiter Bus-Design bei der MAN Nutzfahrzeuge AG in München, in seinem Vortrag "Design schafft Werte" zu erklären: Design sei die Schnittmenge aus Naturwissenschaft, Wirtschaft, Technik, Kunst, Kultur und Gesellschaft, demnach ein breites Feld. "Es kann Emotionen ansprechen und so einen nachhaltigen Wert schaffen", hielt der Diplomdesigner fest. Wichtig sei, dass Designer vom Anfang bis zum Ende in die Produktionsabläufe eingebunden sind. Schönherr sprach von einem "ganzheitlichen Designprozess", dessen Resultat schließlich zwischen Emotion und Funktion liegt und als solches gerne angenommen wird.

Nationale und internationale Unternehmen aus der Kreativwirtschaft, aus der Verkehrsbranche und auch Studenten können bis 9. Juli neue und bestehende Ideen und Konzepte einreichen. Die Ergebnisse der beiden Kategorien "Vision of the future" (hier stehen der visionäre Aspekt und die ästhetische Qualität im Vordergrund) und "Straight forward" (Projekte, die schon realisiert wurden bzw. prinzipiell umgesetzt werden könnten, werden von einer international besetzten Jury bewertet).

Die ersten sollen bereits kommenden Herbst präsentiert werden. Der Wettbewerb ist eingebettet in die Programmlinie Impuls - "Fachübergreifende Forschung als Quelle für Innovationen im Verkehr" im Strategieprogramm Intelligente Verkehrssysteme und Services Plus (IV2Splus). (Markus Böhm/DER STANDARD, Printausgabe, 30.4.2008)