Der Planet-Music-Chef kann bald zwei Konzertsäle bespielen lassen: Die Szene Wien (Bild) und das Gasometer. Außerdem ist Josef Sopper Chef der Gewista-Tochter "Kultur-Plakat-GmbH".

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Sopper hat einen ausgezeichneten Draht zur Wiener SP.

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Wien – "No Cash, no Hope" – der für 12. September geplante Johnny-Cash-Musikabend ist laut Ernst Hoffmann nicht in Gefahr. "Sämtliche Veranstaltungen, die man bereits angekündigt hat, werden auch stattfinden", sagt der künstlerische Leiter der Wiener Stadthalle.

Hoffnungslosigkeit macht sich in der Szene Wien derzeit dennoch breit: Mit 1. Juli bekommt der alternative Musikclub, der zur Stadthalle und via Wien Holding der Stadt Wien gehört, ein neues Management: Josef Sopper, Chef des Rockclubs Planet Music, wird künftig entscheiden, was in der Hauffgasse 26 in Wien-Simmering gespielt wird.

Ob und wie sich die alte Mannschaft dabei einbringen wird, ist noch unklar. "Wir führen derzeit Gespräche mit den einzelnen Mitarbeitern", sagt Hoffmann. Schlussendlich müsse jeder selbst entscheiden, ob er mit der neuen Führung klarkomme. Dem Planet Music stehen jedenfalls künftig zwei Konzerthallen zur Verfügung. Weil das Gebäude im 20. Bezirk, in dem das Musiklokal bisher untergebracht war, abgerissen wird, hat die Stadtregierung Sopper schon vor Monaten die Gasometer-Halle versprochen.

Es sei "Wille der Stadt Wien vom Bürgermeister Häupl abwärts", dass er die Gasometer-Halle übernehme, verkündete Sopper letzten November. Dass die Stadtregierung nun auch gewillt ist, Sopper die Szene Wien zu überlassen, ist auch deshalb brisant, weil der Konzertveranstalter mit ausgezeichnetem Draht zum Rathaus seit kurzem einen weiteren Job erledigt: Er ist Chef der Gewista-Tochter Kultur-Plakat-GmbH, die mittels sogenannter Halbschalen gegen Wildplakatierer kämpft. Dass der rote Werberiese seither über ein Quasi-Monopol auf Kulturaußenwerbung hat, ärgert nicht nur Plakatierer, auch das Kontrollamt hat die Stadtregierung diesbezüglich kritisiert.

Wilde Mischung

Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SP) verweist in Sachen Szene-Übernahme auf die für Jugendfragen zuständige Vizebürgermeisterin Grete Laska (SP). "Ich wurde darüber informiert", sagt Laska, "und kann mir vorstellen, dass sich da Synergien ergeben." Statt der von Laska angesprochenen "Synergien" könnte am Ende allerdings auch eine ziemlich wilde Mischung herauskommen: Im alten Simmeringer Kino, das seit 1983 als Konzerthalle genutzt wird, setzt man nämlich seit jeher auf die Alternativschiene, im Planet Music gehen hingegen vor allem Heavy-Metal-Abende und Nachwuchsbandwettbewerbe über die Bühne. Man sei nie unzufrieden mit der Arbeit von Szene-Chefin Gina Salis-Soglio und ihrem Team gewesen, versichert Stadthallen-Mitarbeiter Ernst Hoffmann. Es gehe jetzt allerdings darum, die Auslastung zu erhöhen. Derzeit zählt man pro Jahr rund 30.000 Szene-Besucher. "Das lässt sich auf 35 bis 40.000 erhöhen". Mittels Bandwettbewerben sollen künftig Nachwuchstalente gefördert und junges Publikum in die Hauffgasse gelockt werden. "Das alte Szene-Publikum ist aber natürlich nach wie vor willkommen", sagt Hoffmann. (Martina Stemmer, DER STANDARD - Printausgabe, 25. April 2008)